Von Zeit zu Zeit hört man den Alten gern. Aber Heiner Geißler in der CDU ist so ähnlich wie Albrecht „Nachdenkseiten“ Müller in der SPD. Etwas unzeitgemäß, täuschen beide als Parteimitglieder über den tatsächlichen miserablen Zustand ihrer jeweiligen Parteien hinweg und wirken so schon wieder stabilisierend.
8 Kommentare zu „Unzeitgemäß“
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Es gibt diese Beispiele ja immer wieder. Bei der FDP war es Hildegard Hamm-Brücher, die als Gewissen der Partei am Rand diejenigen mitnahm, die nicht nur vom Neo-Liberalismus geträumt haben. Heute erfüllen diese Aufgabe dort noch Burkhard Hirsch und Gerhart Baum. Sie sollten aufpassen, dass man sie nicht vereinnahmt (oder sollte ich sagen missbraucht?). Gerade an Hildegard Hamm-Brücher kann man sehen, wie schnell aus einer Ehrenvorsitzenden eine Persona non grata werden kann.
Bei Geißler hoffe ich sehr darauf, dass er genau mitverfolgt, welche Wirkung sein Auftreten (durchaus auch im Namen der CDU) immernoch und immer wieder neu hat.
Ich würde zuspitzen: Wirkliche Kritik kommt von „außen“. Idealerweise: vom Außenseiter. Vielleicht auch nur: von einem gesellschaftlichen Außenseiter.
Ich glaube auch, dass Kritik von Außen oft die grösste Wirkung entfaltet. Ausnahmen kann es aber durchaus auch geben. Gerade geschlossene Systeme lassen sie manchmal beinahe nur von Innen aufbrechen. Siehe beispielsweise: Die Glasnost Politik eines Michail Gorbatschow für die Sowjetunion.
Und obwohl der Vergleich des bürgerlichen Lagers mit der UDSSR zuerst ironisch wirkt (und wohl auch ist), ich das aber gar nicht wirklich so meine, so kommt mir das bürgerliche Lager (namentlich also CDU und die FDP) hierzulande tatsächlich manchmal als monolithischer Block vor. These: Dieser Block hat sich unter einer Kanzlerin Merkel mit fast schon linken Positionen so stark bewegt wie es vorher keine gesellschaftliche Strömung (ich denke an die linken Jahrzehnte der 1960-1980er Jahre) vermocht hat. Die Nadelstiche eines Heiner Geißler (CDU MItglied und trotzdem ebenfalls Mitglieg bei ATTAC) bewirken da kleinere Veränderungen. Sie bringen die Menschen zum Nachdenken, die sich ansonsten eher durch „Linientreue“ auszeichnen und eindeutig dem bürgerlichen Lager zuzurechnen sind. Zugegebenerweise spreche ich hier (in der Masse) vor allem von jüngeren Menschen. Und ein Masseneffekt ist das sicher auch nicht. Es ist eher der stete Tropfen, der den Stein hölt .. 😉
Angela Merkel vertritt keine „linken“ Positionen. Das hätte ich mittlerweile bemerkt.
Was Links ist und was Rechts, ist abhängig vom persönlichen Standort 😉 ..
Objektiv hast Du natürlich vollkommen Recht. Aus ihrer Sicht bzw. der Sicht der CDU steht auf manchen Themenfeldern schon für Inhalte, die weiter links sind als das die CDU sonst jemals getan hat.
Aber: Für Menschen, die inhaltlich tatsächlich linke Positionen verinnerlicht haben, hast Du latürnich vollkommen Recht.
Alles ist relativ, aber „links“ steht doch für Emanzipation, für Aufklärung und für sozialen Ausgleich von oben nach unten. Deshalb möchte ich es nicht relativieren. Merkel ist rechts. Sie kommt übrigens über die Medien auch sehr viel softer rüber als persönlich. Vom „Durchregieren“ spricht sie nicht mehr, träumt aber immer noch davon. Siehe [1]. Das ist wirklich alles andere als links. Will mich daran aber heute nachmittag nicht festbeißen …
Vielleicht hast Du Recht. Man sollte Grenzen nicht unnötig aufweichen. Und es gibt schlicht Unterschiede in der Herangehensweise an Politik, auch an politischer Führung. Auch ich möchte da auf keinen Fall eine Gleichmacherei betreiben, denn gerade diese Unterschiede sind es (für mich persönlich), die das bürgerliche Lager ganz abseits von Inhalten für mich nicht wählbar halten. Sie werden auch in Zukunft wohl nicht wählbar bleiben.
Leider finden sich auch im linken Lager mehr und mehr Philosophien des Führens, die weit entfernt sind von dem, was ich als sinnvoll erachte und gut. Es gab Zeiten, da konnte man sich beispielsweise innerhalb der SPD auf Menschen, auf Haltungen verlassen. Das ist nach aktueller Bewertung (und ich spreche jetzt absolut nicht von Hessen und den letzten zwei Jahren hier) aus meiner Sicht leider tatsächlich Vergangenheit. Eine Haltung (im positiven Sinne) geht vielen Parteien oder auch deren Repräsentanten, vollkommen ab. Aber, das sprengt nun wirklich den Rahmen Deines Beitrages .. 😉
Dir noch einen sinnvollen und schönen Sonntag. 🙂
Danke sehr, auch Dir noch einen schönen Rest vom Wochenende!