Beim Autobahnfahren fand ich immer am bemerkenswertesten die Überholspur. Sie ist die Voraussetzung für die Mehrklassengesellschaft auf der Straße, denn ohne sie flösse der Verkehr in einer Richtung für alle Fahrzeuge mit derselben Geschwindigkeit. Der langsamste gäbe das Tempo vor. So kann der Schnellere den Langsameren zurücklassen, indem er ihn überholt und ihm davonfährt. So entsteht Konkurrenz um die Geschwindigkeit. Die Überholspur fördert die Hysterie. „Schnell, weg da, weg da, weg!“ Sie hat auch ein kapitalistisches Element, indem sie den Vergleich ermöglicht und Ungleichheit erst schafft. Und schließlich führt die ganze Raserei bekanntlich überhaupt erst zu den Staus auf der Straße. Die Überholspur erzeugt also gerade das, was ihre Benutzer nicht mögen: Die Gleichheit beim Stehen auf der Straße. Beim Stau geht es übrigens immer am schnellsten in der mittleren oder in der rechten Spur. Ich benutze die linke Spur auf der Autobahn schon ganz lange nicht mehr.