Der Niedergang der Freitag Community hat einen neuen Höhepunkt gezeitigt. Peter Nowak hat sich dort heute nachmittag in einem Blogbeitrag mit einem Interview auseinandergesetzt, das Christian Sickendieck vor kurzem der Jungle World gegeben hatte. Christian Sickendieck hatte dort u. a. auf Nachfrage Verständnis für die Entscheidung der FAZ geäußert, dem Blogger mspro alias Michael Seemann vor einem Monat als freier Mitarbeiter zu kündigen und dessen Blog „Ctrl-Verlust“ zu schließen. Vorausgegangen waren urheberrechtliche Verstöße. Michael Seemann hatte trotz Abmahnung Bilder, die für die kommerzielle Nutzung nicht freigegeben worden waren, in seinem Blog verwendet. Christian Sickendieck hatte seine Position hierzu schon kurz darauf in seinem Blog F!xmbr ausgeführt, und auch ich hatte mich dazu in der Diskussion bei CARTA geäußert. Peter Nowak hat hiervon anscheinend erst jetzt durch den Abdruck des Interviews mit Christian Sickendieck in der Jungle World erfahren, was für sich genommen schon mal eine etwas verengte Wahrnehmung der Öffentlichkeit zeigt. Sein Umgang mit Sickendiecks Meinung markiert aber ganz sicherlich den vorläufigen Tiefpunkt der Diskussionskultur in der Freitag Community. Nicht nur, daß Peter Nowak die Ereignisse unvollständig und falsch nacherzählt („Dabei ging es um einen FAZ-Blogger, dem sein Blog gesperrt wurde und sich das nicht gefallen ließ und der dabei von anderen Bloggern unterstützt wird.“) Falsch ist hieran, daß Seemann von anderen Bloggern unterstützt worden wäre, denn sein Verhalten wurde auch von ihm wohlgesinnten Bloggern als problematisch eingeschätzt, und die oben zitierte Diskussion bei CARTA zeigt ein durchaus repräsentatives Bild der damaligen Auseinandersetzung. Unvollständig ist, daß das Verschulden Seemanns an seinem Rauswurf in Nowaks Blogbeitrag geflissentlich verschwiegen wird. Abwegig ist es deshalb auch, wenn die Geschichte in ein Narrativ von ausgebeuteten Arbeitern verpackt wird, die sich gegen das böse Kapital, unter dessen Joch sie ständen, zur Wehr setzten. Völlig inakzeptabel aber ist seine Wortwahl: Christian Sickendieck argumentiere „wie ein Zeitungspatriarch, für den Mitarbeiterrechte ein Fremdwort sind“, und weiter: „sein Gehirn“ stecke „im Arsch von Macht und Kapital“. „Professionell sein, heißt für Sieckendieck, tief im Arsch von Unternehmen und ihren Zeitungen, wie der FAZ, zu stecken“ (Rechtschreibfehler bei den Zitaten wurden korrigiert). Abgesehen davon, daß allein die Wortwahl den Tatbestand der Schmähkritik erfüllen dürfte, bei der es nicht mehr um die Auseinandersetzung in der Sache, sondern um eine Herabsetzung und um eine Diffamierung der Person geht und die deshalb nach meinem Dafürhalten von der Meinungsäußerungsfreiheit des Autors nicht mehr gedeckt sein dürfte, kann ich mich nur noch darüber wundern, daß der Freitag solche Ergüsse in seinen Blogs zuläßt. Andere Blogger wurden dort aus wesentlich geringfügigeren Gründen gesperrt. Und wenn Peter Nowak die Mitarbeiterrechte von Bloggern so sehr am Herzen liegen, wäre er doch wirklich besser beraten, sich einmal mit dem Umgang mit den eigenen Mitarbeitern beim Freitag zu beschäftigen, da hätte er einiges zu tun.[1][2][3] Die Redaktion wäre gut beraten, den Text offline zu nehmen.