Zotero and Mendeley revisited

After a while of absence I revisited both the Zotero and Mendeley platforms so as to have a look at what’s happened there lately. To cut a long matter short: Zotero has received a lot of spam users, particularly since last May. I had to remove quite a number of them from my open groups and I changed group settings from open to closed. This is quite disturbing, but the problem seems to be innate in platforms offering such friend-and-follower features comparable to Twitter, or Facebook. On the other hand, the data kept at Mendeley has undergone a rather interesting development as far as German legal literature is concerned. When searching for legal papers in German, I got quite a number of results, even when looking for terms such as „unfallversicherung“ that are usually not that popular. However, you can find current research papers of interest on both platforms. The next move to watch out for will probably be on the software side, as Zotero has announced to introduce a standalone version of its client, taking on Mendeley Desktop, of course.

Forenbeitrag, Xing-Gruppe Scientific/academic publishing, 31. Juli 2010.

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In Wikipedia schreiben V

Wikipedia habe ich immer als einen riesigen Textkorpus wahrgenommen, an dem aber letztlich nur ein paar hundert Benutzer wirklich ernsthaft schreiben, wie man bisweilen hört. Mal wird er dadurch qualitativ verbessert, mal wird dabei etwas verschlechtert, insoweit besteht eine Art Fließgleichgewicht. Auf den meisten Benutzerseiten stellen sich die Autoren mit „ihren“ Artikeln vor. Ein Bekannter schrieb mir vor kurzem, genau das sei zum Problem geworden. Die Wikipedia-Autoren identifizierten sich viel zu sehr mit ihren Artikeln. Diese Listen seien ein Zeichen für eine gewisse Besitzergreifung, die dem Wiki-Prinzip der gemeinsamen Autorenschaft zuwiderlaufe. Heute las ich eine Begründung zu einem Edit, die das wohl bestätigt. Der Benutzer Julius1990 hat heute einen Edit rückgängiggemacht, durch den dem Artikel zum Frankfurter Städel eine Infobox hinzugefügt worden war. Zur Begründung führte Julius1990 an:

„revert, ich als hauptautor wünsche diese infobox nicht in meinem artikel. sie hat sich nie durchgesetzt und wurde im kunstportal auch recht eindeutig abgelehnt“

Das Possessivpronomen „mein“ (Artikel) sticht hervor. Aus dem Kommentar spricht eine narzißtische Kränkung über die Verschlimmbesserung des „eigenen“ Artikels. Die Rationalisierung, die in der Bezugnahme auf eine Diskussion im Portal Kunst liegt, wirkt eher wie ein Feigenblatt. Stolz und auch ein wenig arrogant wird da ein Claim verteidigt. Ist das schlecht? Ist es ein Übel, wenn ein kompetenter Autor „seinen“ Artikel auch auf diese Weise, mit dieser Begründung pflegt? Ich bin mir, ehrlich gesagt, insoweit nicht sicher. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob es verwerflich sei, solche Besitzansprüche anzumelden, denn immerhin fühlt sich hier jemand für die Qualität eines Artikels zuständig und tut auch etwas, wenn er eine Verschlechterung bemerkt. Es ist jedenfalls ein Ausschnitt aus den vielen möglichen Motiven, die man haben kann, an der Wikipedia mitzuarbeiten: Der „eigene“ Artikel, den es gegen die Gruppe der Mitautoren zu verteidigen gilt, statt ihn gemeinsam mit ihnen weiterzuschreiben.

Freitägliche Schmähkritik

Der Niedergang der Freitag Community hat einen neuen Höhepunkt gezeitigt. Peter Nowak hat sich dort heute nachmittag in einem Blogbeitrag mit einem Interview auseinandergesetzt, das Christian Sickendieck vor kurzem der Jungle World gegeben hatte. Christian Sickendieck hatte dort u. a. auf Nachfrage Verständnis für die Entscheidung der FAZ geäußert, dem Blogger mspro alias Michael Seemann vor einem Monat als freier Mitarbeiter zu kündigen und dessen Blog „Ctrl-Verlust“ zu schließen. Vorausgegangen waren urheberrechtliche Verstöße. Michael Seemann hatte trotz Abmahnung Bilder, die für die kommerzielle Nutzung nicht freigegeben worden waren, in seinem Blog verwendet. Christian Sickendieck hatte seine Position hierzu schon kurz darauf in seinem Blog F!xmbr ausgeführt, und auch ich hatte mich dazu in der Diskussion bei CARTA geäußert. Peter Nowak hat hiervon anscheinend erst jetzt durch den Abdruck des Interviews mit Christian Sickendieck in der Jungle World erfahren, was für sich genommen schon mal eine etwas verengte Wahrnehmung der Öffentlichkeit zeigt. Sein Umgang mit Sickendiecks Meinung markiert aber ganz sicherlich den vorläufigen Tiefpunkt der Diskussionskultur in der Freitag Community. Nicht nur, daß Peter Nowak die Ereignisse unvollständig und falsch nacherzählt („Dabei ging es um einen FAZ-Blogger, dem sein Blog gesperrt wurde und sich das nicht gefallen ließ und der dabei von anderen Bloggern unterstützt wird.“) Falsch ist hieran, daß Seemann von anderen Bloggern unterstützt worden wäre, denn sein Verhalten wurde auch von ihm wohlgesinnten Bloggern als problematisch eingeschätzt, und die oben zitierte Diskussion bei CARTA zeigt ein durchaus repräsentatives Bild der damaligen Auseinandersetzung. Unvollständig ist, daß das Verschulden Seemanns an seinem Rauswurf in Nowaks Blogbeitrag geflissentlich verschwiegen wird. Abwegig ist es deshalb auch, wenn die Geschichte in ein Narrativ von ausgebeuteten Arbeitern verpackt wird, die sich gegen das böse Kapital, unter dessen Joch sie ständen, zur Wehr setzten. Völlig inakzeptabel aber ist seine Wortwahl: Christian Sickendieck argumentiere „wie ein Zeitungspatriarch, für den Mitarbeiterrechte ein Fremdwort sind“, und weiter: „sein Gehirn“ stecke „im Arsch von Macht und Kapital“. „Professionell sein, heißt für Sieckendieck, tief im Arsch von Unternehmen und ihren Zeitungen, wie der FAZ, zu stecken“ (Rechtschreibfehler bei den Zitaten wurden korrigiert). Abgesehen davon, daß allein die Wortwahl den Tatbestand der Schmähkritik erfüllen dürfte, bei der es nicht mehr um die Auseinandersetzung in der Sache, sondern um eine Herabsetzung und um eine Diffamierung der Person geht und die deshalb nach meinem Dafürhalten von der Meinungsäußerungsfreiheit des Autors nicht mehr gedeckt sein dürfte, kann ich mich nur noch darüber wundern, daß der Freitag solche Ergüsse in seinen Blogs zuläßt. Andere Blogger wurden dort aus wesentlich geringfügigeren Gründen gesperrt. Und wenn Peter Nowak die Mitarbeiterrechte von Bloggern so sehr am Herzen liegen, wäre er doch wirklich besser beraten, sich einmal mit dem Umgang mit den eigenen Mitarbeitern beim Freitag zu beschäftigen, da hätte er einiges zu tun.[1][2][3] Die Redaktion wäre gut beraten, den Text offline zu nehmen.

Braune Hacker

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Spiegel Online berichtet heute abend über einen Angriff rechtsextremistischer Hacker auf die Website buchenwald.de, der zu erheblichem Datenverlust geführt hat:

„Die Internetseiten der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, sind am Mittwochmorgen von Neonazis zum Teil zerstört worden. … buchenwald.de konnte immerhin zum Teil wiederhergestellt werden. Es existieren allerdings nicht für alle Dokumente Sicherheitskopien. Die Online-Ausgabe des Totenbuchs etwa, das die Namen von rund 38.000 Opfern des Naziregimes umfasst, ist verloren. Den Zugang zum Server der Gedenkstätte hatten sich die Täter über einen Virus verschafft, der vermutlich bereits zu einem früheren Zeitpunkt installiert wurde. Stiftungsdirektor Knigge nennt den Cyber-Angriff einen Versuch, ‚die Erinnerung an die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen auszulöschen‘. Eine solche Attacke auf die Gedenkstättenarbeit sei bisher einmalig.“

Nicht wegschauen darf man, man muß hinsehen und aufklären über die Gewalt, die von solchen Leuten ausgeht. Hoffentlich führen die Ermittlungen der Polizei in der Sache zum Erfolg. Oben ein Screenshot von der Startseite von buchenwald.de heute abend.

Erneut: Print vs. Online?

Derzeit kann man beobachten, wie die kommerzielle Nachrichtenmaschine[1][2] unter den Bedingungen des Web 2.0 funktioniert. Mitten im Sommerloch hat der Spiegel neben der New York Times und dem Guardian vorab Zugang zu geheimen Unterlagen der amerikanischen Armee über den Krieg in Afghanistan erhalten und publiziert sie diese Woche exklusiv in deutscher Sprache in seiner Printausgabe. Früher wäre das ein Medienereignis gewesen. Aber derzeit geht die Berichterstattung über das Unglück bei der Loveparade in Duisburg vor. Schon die Ankündigung des Spiegel, die Veröffentlichung des Magazins sei von Samstagnachmittag auf Sonntagabend verschoben worden, wurde mit Blick auf die Vorfälle bei der Loveparade wahrgenommen. Und bis heute wird der Spiegel auch in den deutschen Medien nicht als originäre Informationsquelle erwähnt, sondern – völlig zutreffend – Wikileaks, das Projekt, dem die Unterlagen zugespielt worden waren und das sich entschlossen hatte, die Meldung mit den etabilierten Printmedien zu teilen, um mehr Reichweite zu erhalten. Hinzu kommt, daß selbst 17 Seiten Printberichterstattung nicht mehr als angemessen empfunden[3][4][5] werden, wenn der Guardian die ganze Story multimedial online bringt und wenn der Onlineauftritt lediglich als Werbung für das Printprodukt lauwarm nebenher läuft. Auch bei unserem Zeitungshändler lag der Spiegel gestern nachmittag wie Blei in den Regalen, während die Tageszeitungen ausverkauft waren. Es bleibt nun abzuwarten, wie lange es dauern wird, bis die Geschichte beim Spiegel genauso schnell online verfügbar sein wird, wie es sonst üblich ist. Das Heft ist eine Woche im Verkauf erhältlich, kaum jemand wird ein älteres Heft beim Verlag nachbestellen, auch der Onlineverkauf wird sich in engen Grenzen halten, wenn die vollständige Story bei Wikileaks und beim Guardian nachzulesen ist. Ich werde mir den gedruckten Spiegel jedenfalls auch diese Woche nicht kaufen.

Von Essen über Frisch und Bach nach Frankfurt

Auf der Rückfahrt von Essen nach Frankfurt zeigt sich die Landschaft von der waldigen Seite. Sanft hügelig und mit dichtem Baumbestand, wird einem klar, daß der Tatbestand aus der berühmten Entscheidung über das „Reiten im Walde“ in Nordrhein-Westfalen spielen mußte. Immer wieder lese ich in den Entwürfen zum dritten Tagebuch von Max Frisch. Auch so eine Art Blog. Vor allem seine Gedanken zum Älterwerden rühren mich an. Seine politischen Notizen stoßen meine Erinnerung an die damaligen Ereignisse an und machen sehr deutlich, wie vorläufig Anmerkungen zu zeitgeschichtlichen Themen sind. Ich denke an meine Blogbeiträge zur Sozialpolitik. Mit denen wird es in zwanzig, dreißig Jahren ganz ähnlich sein. Und Frischs Tagebuchstil war ja letztlich auch nichts anderes als eine Art Blog. Ab dem Bahnhof Köln Messe/Deutz wird der Jazz im ersten Audio-Kanal im ICE abgelöst durch Klassik. Ich lege Frisch beiseite und konzentriere mich auf die Musik. Die Landschaft geht allmählich vom nordrhein-westfälischen Wald in hessische Felder über, und man spielt, ich traue meinen Ohren zunächst nicht, das gesamte Album „Violin und Voice“ mit Hilary Hahn, Christine Schäfer und Matthias Goerne. Wie ärgerlich, daß ich in Frankfurt aussteigen muß und deshalb ausgerechnet den letzten Track nicht mehr zuende hören kann.