Zur Qualität der Recherche bei der Online-Ausgabe der FAZ hatte ich schon mal etwas geschrieben. Und auch zu dem gestrigen Artikel zur Entwicklung bei Wikipedia gab es heute zwei Richtigstellungen[1][2], denen an sich nichts hinzuzufügen wäre. Wenn da nicht die Leser-Kommentare zu dem Beitrag bei FAZ.NET wären.
Es ist nicht vermessen zu sagen: FAZ-Leser schreiben zurück. Und was schreiben sie denn? Wenn man die dortigen Anmerkungen querliest, sieht man: Die FAZ-Leser halten die Wikipedia für ein Projekt, das „inakzeptabel“ organisiert sei; mit schwer durchschaubaren Regeln; bei dem beleglose „Verbesserungen“ gelöscht werden, die ein Benutzer in den Artikel hier mal eben flott hineingeschrieben hatte; das alles links unterwandert (früher hätte man wahrscheinlich gesagt: „von Moskau gesteuert“), und deshalb, natürlich, für Schüler nicht geeignet. Es ist da wohl doch zu mancher narzißtischen Kränkung gekommen, die das Verhältnis der Bourgeoisie zur Wikipedia mittlerweile sehr nachhaltig beeinträchtigt. Drei Kostproben:
Zum Beispiel warnt „Jörg de Joop (Staffelberg)“ vor der Verwendung von Wikipedia an der Schule:
„Viele historische, politische und philosophische Beiträge sind poltisch korrekt im Sinne der zur Zeit herrschen Uni- Ideologie – meist ist die Philosophie dann platonisch gefärbt. Das wechselt dann mit sehr engagierten und guten Beiträgen ab. Unerträglich ist oft die Beschreibung der Geschichte des 20. Jahrhunderts. Da solte man sich dann lieber woanders umschauen. Gerade hier werden dann aber Schüler fündig- und diese werden zielgerichtet manipuliert. Als Lehrer würde ich vor wikipedia warnen. Wikipedia kann keine Quelle für Schüler und Erstsemester sein. Haben sich eigentlich die Kultusministerien zu wikipedia geäußert? Oder schlafen die nur mal wieder? Diese müssten den Lehrern und schülern Kriteriender Nutzung von Quellen vorgeben.“
Und Werner Franke sagt uns sehr deutlich, wofür er die Wikipedianer hält. Er kennt seine Pappenheimer sehr genau:
„Wenn etwa ein Autor, der über anderthalb Jahre mit konstanter Regelmäßigkeit qualitativ hochwertige Artikel über China, deutsche Literatur, die Politiken der EU und zahlreiche andere Themen beisteuert, einmal auf eine dreiste Provokation eines flüchtigen Gelegenheitsnutzers in gleicher Weise mit einer flapsigen Bemerkung antwortet, wird er gesperrt, belehrt und gemaßregelt wie ein Schulkind, das sich dem überlegenen erzieherischen Diktat sogenannter ‚Administratoren‘ (häufig zwanzigjährige Oberschüler, Bummelstudenten oder Langzeitarbeitslose, die einfach gut vernetzt sind) demütig zu beugen hat. Und jedes Mal wenn er dagegen aufbegehrt, gibt es ‚Nachschlag‘, damit er auch ja sieht, wer das Sagen hat. Warum in aller Welt sollte der Betreffende weiter seine Freizeit in das Projekt investieren?“
Dieser Kommentar hat dort besonders viel Zustimmung erhalten, wie man an der Bewertung sieht.
Und Ulrich Leininger reichts offenbar auch endgültig:
„Seit in der Wikipedia Artikel erst geprüft werden, bevor sie dem allgemeinen Publikum präsentiert werden, schreibe ich nichts mehr. Warum sollte ich es mir bei unentgeltlicher Arbeit bieten lassen, dass jemand ohne Qualifikation, ein beliebiger Wikipedia-Vereinsmeier, darüber entscheidet, ob mein Beitrag gut genug war?“
So überzeugt wie der Herr Leininger wäre ich von der Qualität meiner Beiträge auch gerne einmal. (Alle Tippfehler im Original.)
PS: Die Diskussion zu den oben verlinkten Änderungen im „Malina“-Artikel läuft noch.