In der Zeit, in der auch ich sozusagen „in der Werkstatt“ war, wurde auch mein MacBook runderneuert. Mein Apple Service Provider, das Frankfurter Systemhaus Energy-Net, mit dessen Service ich über einen längeren Zeitraum hinweg mehrmals sehr zufrieden war, tauschte — gerade noch im Rahmen von Apple Care — die Festplatte und das DVD-Laufwerk. Weil ich das System danach sowieso völlig neu installieren mußte, nutzte ich diese Gelegenheit für den Umstieg von Leopard auf Snow Leopard.
Die Austauschfestplatte wurde von Apple mit einem vorinstallierten Mac OS X 10.5.8 einschließlich der Vorgängerversion von iLife ausgeliefert. Das Upgrade auf Snow Leopard verlief unproblematisch. Danach spielte ich sämtliche zwischenzeitlich veröffentlichten Patches ein, stellte meine persönlichen Dokumente von einem USB-Stick wieder her und installierte alle Anwendungen auf dem neuesten Stand.
Dies alles verlief wie am Schnürchen, sogar mein Scanner Canon LiDE 25, der seinerzeit beim Umstieg von Tiger auf Leopard Probleme bereitet hatte, läuft dank eines Treibers von der Website des Herstellers problemlos. Ich habe den Eindruck, als scanne er nun auch etwas schneller als zuvor. Auch die Billigmaus, die seit einiger Zeit meine Mighty Mouse ersetzt, erfüllt weiterhin sehr schön ihren Dienst. Nur mein Drucker, ein HP LaserJet 1022, der unter Tiger und Leopard klaglos gelaufen war, wollte nicht mehr. Das Problem ist in einem Video auf YouTube dokumentiert, und es wird auch in den Apple-Support-Foren ausführlich diskutiert[1][2].
Der Drucker verliert immer wieder ohne reproduzierbaren Anlaß die Verbindung zum System und wird als „offline“ gemeldet, als wäre er ausgeschaltet. Die Warnleuchte des Druckers leuchtet dann auf. Dagegen hilft nur das Aus- und wieder Einschalten des Druckers. Schickt man eine Seite an den Drucker, wird sie manchmal ganz, manchmal nur teilweise gedruckt. Bei mehrseitigem Ausdruck wird die zweite Seite manchmal nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt, danach bricht die Ausgabe abrupt ab. Oder es wird nach der ersten Seite nur noch ein leeres Blatt ausgegeben. Oder die Seiten werden falsch sortiert ausgegeben, wobei eine Seite fehlt. Die Seitenränder werden abgeschnitten, so daß etwa die Statuszeilen bei einem Ausdruck aus dem Browser fehlen oder nur zum Teil lesbar sind.
Ein Blick in das Apple-Support-Forum zeigt, daß Apple und HP es schon seit Jahren nicht für erforderlich gehalten haben, den Fehler zu beheben, so lange laufen die Diskussionen dort schon. Weder der Treiber für den LaserJet 1022 noch der generische PCL-Treiber, die beide mit Snow Leopard ausgeliefert werden, funktionieren derzeit mit dem Drucker. Und auch jetzt kann es immer noch passieren, daß einzelne Teile des Texts weggelassen werden und die Ausgabe einer Seite mittendrin ohne Fehlermeldung abbricht.
Man kann mit Fug und Recht sagen, es ist ein Armutszeugnis für „das weltweit fortschrittlichste Betriebssystem – feingetunt“, wie Apple sein System 10.6 selbst nennt.
Abhilfe kommt allein von einem freien Softwareprojekt. Der LaserJet 1022 ist unter Snow Leopard ausschließlich mit dem Treiber von Gutenprint zu benutzen, den es auch für Mac OS X gibt. Man lädt die neueste Version von der Projektseite bei Sourceforge herunter und installiert sie aus dem DiskImage. Anschließend wählt man den neu verfügbaren Treiber in den Druckereinstellungen aus – und druckt. Endlich. Allerdings bleibt die Auflösung der Fonts dabei hinter der Norm zurück. Die Ausgabe ist deutlich schlechter als mit dem systemeigenen Treiber von Max OS X Leopard. Und auch hier ist man nicht vor enttäuschenden Überraschungen gefeit.
Fazit: Man kann sich nicht darauf verlassen, daß die Behauptung von Apple, eine bestimmte Hardware werde unterstützt, in der Praxis zutrifft. Und ich werde auch weiterhin in die Peripherie so wenig Kapital wie irgend möglich investieren, um bei Bedarf mit möglichst wenig Verlust zu einem anderen Produkt wechseln zu können.
Das alles erinnert mich sehr an einen Blogbeitrag von Christoph Bier aus dem März 2009: „Lasst Euch nicht verapplen!“
[Update 15. Dezember 2010: Apple bietet seit heute ein Update für Druckertreiber in Mac OS X an. Treiber für HP-Drucker sind nicht darunter. In der offiziellen Liste werden nun auch die Gutenprint-Treiber für den HP LaserJet 1022 mit aufgeführt. Das Trauerspiel geht demnach weiter.]
[2. Update 24. Januar 2011:Auch das mittlerweile erfolgte Update auf Snow Leopard 10.6.6, bei dem Apple versprach „ein Problem beim Drucken im Postscript-Modus [zu beheben], das zu abgeschnittenen Seiten führen konnte“, hat an dem beschriebenen Problem nichts geändert. Man interessiert sich bei Apple mittlerweile sehr viel mehr für die völlig überflüssige Mac App Store als für die Funktion der eigenen Systeme, was sehr schade ist.]
Sehr schön, dass Du mir die Augen geöffnet hast. Ich habe nämlich gar nicht kapiert, warum mein HP photosmart 7345 auf einmal mit meinem Äpfelchen nicht mehr will, nachdem ich Snowleopard draufgespielt habe und mein Mann, der nach wie vor in Windows macht, schüttelt nur den Kopf und meint, ich würde mich nicht genug in das Problem vertiefen, um es zu lösen.