Ägypten, so heißt es, sei heute „nahezu komplett“ offline gegangen. Im Gegensatz zu den Protesten im Iran 2009, sei nicht nur beim Zugriff auf bestimmte Server (vor allem: Twitter, Facebook) angesetzt worden, was leicht mit Proxys zu umgehen war. Ein ganzes Land wurde also vom Rest der Welt abgeschaltet. Das betrifft auch den Journalismus, der zunehmend sowohl für die eigene Arbeit, den Kontakt mit der Redaktion, als auch für die Verbreitung auf das Internet angewiesen ist. Auf Bayern2 konnte man heute mittag den Gesprächspartner (bei der Konrad-Adenauer-Stiftung) in Kairo nicht telefonisch erreichen und beließ es deshalb dabei, daß man über den derzeitigen Stand nichts Genaues sagen könne. Auch die Satellitenverbindungen funktionierten nicht, hieß es. Trotzdem wird heute abend wieder gesendet und geschrieben. Wikipedia und Wikinews sammeln die derzeit kursierenden Texte der Journaillie, und man wundert sich, woher man das alles heute abend denn eigentlich wissen will? Die Grenze zur Desinformation ist dabei in vielen Fällen ganz sicherlich schon überschritten worden. Sitzt die Journalistin, die eben gerade bei den Nachrichten auf hr2 eingespielt wurde, tatsächlich in Ägypten?
[Update 29. Januar 2011:] Wikipedia-Statistiker Erik Zachte hat in seinem Blog eine grafische Darstellung zum Thema veröffentlicht, in der die Zugriffe auf die arabische und auf die englische Wikipedia aus Ägypten dargestellt werden. Wenn man sich diese Grafik betrachtet, kann man kaum glauben, daß derzeit noch irgendeine Form von journalistischer Berichterstattung möglich sein sollte.]