Allein

Claire Ané schreibt in Le Monde über die Einsamkeit der Arbeiter in dem japanischen Atomkraftwerk Fukuschima. Obwohl es in unseren Zeitungen immer wieder hieß, es seien fünfzig, gibt es widersprüchliche Angaben zu ihrer Anzahl. Neuerdings seien aber auch immer mehr Soldaten im Einsatz. Über die Opfer unter ihnen sei bisher nichts bekannt geworden. Ce qui frappe tout d’abord, c’est la solitude de ces hommes. … Mais nulle information n’a filtré sur l’ampleur des radiations subies par les personnels. … „L’oncle de [mon épouse] travaille à la centrale. Il nous a envoyé un email qui était plutôt un au revoir“, a témoigné sur France Info un Français vivant au Japon.

Elodia Auffray ergänzt in Libération, niemand wisse, wer die Betroffenen sind, „sehr wahrscheinlich“ seien es Freiwillige. Die man aber im Unklaren lasse über die genauen Umstände. Die Lüge und die Desinformation gehörten zur Atomindustrie notwendigerweise dazu, zitiert sie Wladimir Tchertkoff, der u. a. einen Dokumentarfilm über die Liquidatoren von Tschernobyl gemacht hatte. Es gebe deutliche Hinweise darauf, daß die Strahlung, der die Arbeiter ausgesetzt sind, „giftig, genauer gesagt heroisch“ sei, zitiert sie einen Hämatologen. Die hohen Strahlendosen, die dort zurzeit herrschten, bewirkten eine unmittelbare Schädigung der Körperzellen. Die Strahlung in dem AKW liege vier Millionen mal höher als die natürliche Radioaktivität. Wer sich zehn Stunden dort aufhalte, sterbe innerhalb weniger Tage oder Wochen mit Sicherheit, erklärt ein Wissenschaftler im Interview. Il est légitime que les autorités japonaises rendent hommage au courage de ces travailleurs, à leur sacrifice, même.

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4 Kommentare zu „Allein“

  1. Es ist vermutlich davon auszugehen, dass es sich um freiwillige handelt, auch wenn ihnen womöglich ein Anreiz geboten wird, womöglich Versorgung der Familie oder ähnliches.
    Das mit dem im „Unklaren“ lassen verstehe ich nicht ganz. Soll darunter zu verstehen sein, dass diejenigen nicht wissen wie gefährlich es in diesem Kraftwerk tatsächlich ist? Kann ich mir irgendwie kaum vorstellen…gerade in einem so industrialisierten Land wie Japan und da gerade bei Arbeitern aus dem Kraftwerk selbst…
    Spätestens nach dem Abziehen der meisten Kollegen wäre es klar gewesen, wie gefährlich die Situation ist, oder nicht?

  2. Den Original-Artikel in der Libération habe ich nicht gelesen (mein Französisch ist zu schlecht), aber die Aussage „die Strahlung in dem AKW liege vier Millionen mal höher als die natürliche Radioaktivität“ ist ausgesprochen irreführend, um es vorsichtig auszudrücken. Mir ist es ein Rätsel, wie sich ein Wissenschaftler zu so einer Aussage versteigen kann.

    Einer solchen Dosis ist in Fukushima selbstverständlich niemand ausgesetzt, da würde jeder Mensch auf der Stelle sofort tot umfallen. Nachdem was ich bisher lesen konnte, wurden zwar bei einer Anzahl von Kraftwerksbeschäftigten Symptome von Strahlenkrankheit festgestellt, allerdings keine dramatischen (will heißen, sie werden voraussichtlich nicht an der Strahlenkrankheit sterben).

    Die Ersthelfer in Tschernobyl waren völlig anderen Belastungen ausgesetzt und starben teilweise binnen Stunden an der Strahlenkrankheit. Im AKW Fukushima ist bisher zum Glück noch niemand durch die Havarie zu Tode gekommen. Als die Strahlenwerte den Wert von 400 mSievert/h erreichten, wurden die Arbeiter vorübergehend abgezogen. 100 mSievert pro Jahr waren in Japan bisher die gesetzliche Obergrenze für Kraftwerksmitarbeiter, diese wurde jetzt auf 250 mSievert/Jahr erhöht.

    Ein Artikel gibt an an, dass die Strahlendosis, denen die Arbeiter bisher ausgesetzt waren, etwa derjenigen von 12 Ganzkörper-CAT-Scans entspricht; das ist natürlich unter normalen Umständen zu viel, aber man muss die Relationen sehen.

    Eine seriöse, abschließende Bewertung wird man erst viel später abgeben können.

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