„Ich bin auf der Suche nach einem Autor…“

Eine aktuelle Anfrage im Wikipedia-Forum von Xing: Der Mitarbeiter einer „Agentur für Events und Live-Marketing“ sucht einen Autor, der ihm einen Wikipedia-Artikel schreibt (Rechtschreibung und Grammatik unkorrigiert):

„… ich bin auf der Suche nach einem Autor, der über eine gute Reputation im englischen Wikipedia verfügt und dessen Einträge nicht sofort gelöscht werden.

Weiß eventuell einer von Euch, wo ich da am besten fündig werden könnte?“

… es geht darum, das ein Eintrag von Wikipedia, der schon seit ca. einem Jahr im deutschsprachigem Wikipedia (ohne Löschung, bzw. vermerk) vertreten ist, auch im englischen Wikipedia (natürlich übersetzt ) erscheinen soll.

Wir haben von dem damaligen Autor gehört, das es schwieriger, bzw. die Einträge im Englischen schneller gelöscht werden, wenn das ganze zu kommerziell ist. Desweiteren wollen wir vermeiden, den deutschen Eintrag aufs Spiel zu setzen, wenn der englische Artikel dann gelöscht wird.

Deswegen brauchen wir einen professionellen Autor, der einen Artikel einstellt, der nicht sofort gelöscht wird. […]

Auf Nachfrage:

„Es geht nicht darum, Wikipedia als Werbeplattform zu missbrauchen – habe ich auch in keinster Weise erwähnt und haben wir auch nicht vor.

Ich bin lediglich auf der Suche nach einem Autor, der einen deutschen Artikel übersetzt ins englischsprachige Wikipedia setzt… komisch, dass sich hier manche direkt angegriffen fühlen…“

Auch LobbyControl wies schon darauf hin, daß die Anlage und die Pflege des Wikipedia-Artikels für ein Unternehmen oder für ein Produkt zum normalen Umfang der Lobbyarbeit gehöre. Auch wenn es wahrscheinlich naiv klingen mag, weil Wikipedia zunehmend zu einem Tummelplatz für Lobbyisten und solche „Agenturen für Events und Live-Marketing“ geworden ist: Eine funktionierende Qualitätssicherung ist notwendiger denn je.

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4 Kommentare zu „„Ich bin auf der Suche nach einem Autor…““

  1. Bei Lichte besehen ein naheliegendes Geschäftsmodell.

    Verstößt man eigentlich als Wikipedia-Autor gegen irgend eine Regel, wenn man Artikel gegen Bares für einen Auftraggeber in der Wikipedia plaziert?

    Natürlich vorausgesetzt, dass das Produkt objektiv keine PR darstellt und auch sonst die allgemeinen Regeln betreffend Relevanz, Qualität etc. eingehalten werden.

    1. Wenn es so wäre, wäre es ja kein Problem. Tatsächlich findet man aber immer wieder Benutzer, meistens sind es IPs, die Werbespam in die Weblinks und in die Belege einfügen oder die ganze Passagen mit Werbesprech einfügen. Wenn es bei den Links überhand nimmt, landen sie auf der Blacklist. Werbesprech muß man selbst finden und löschen bzw. umformulieren. Wenn ich darüber nachdenke, wieviel Zeit bei der QS draufgeht, die besser in Artikelarbeit fließen könnte… Nur ein Beispiel aus dem Sebamed-Artikel.

  2. Bei dem Sebamed-Artikel wurde es so plump gemacht, dass es schon fast wieder rührend wirkt. Vermutlich musste da der Azubi ran. 😉

    Man kann sich freilich weitaus subtilere Formen der Einflussnahme vorstellen. Vermutlich beschäftigt Hill & Knowlton mehr als nur einen Mitarbeiter, der nur dafür bezahlt wird, Wikipedia-Artikel zu verfassen/zu bearbeiten.

    1. Bei allen gesellschaftlich umstrittenen Themen findet man Lobbyismus und Parteiname. Es gibt Werbeagenturen, die sowas anbieten (nur ein Beispiel). Jüngster etwas größerer Fall: Als die Guttenberg-Betrugs-Affäre begann, setzte die Manipulation schon am frühen Morgen ein. Wir waren tagelang damit beschäftigt, die Edits der schwarzen und auch teilweise tiefbraunen Leute, die da als IP editierten, wieder richtigzustellen. Mittlerweile wurden sämtliche Artikel vollständig überarbeitet, teilweise wurden neue Artikel angelegt, es gab äußerst umfangreiche Diskussionen, alles ist belegt und geprüft. Das hat natürlich Autoren von anderen Themen abgezogen. Aber die QS funktionierte letztlich. Insgesamt ist die Community aber mit der Rolle als Leitmedium rein von der Zahl der Mitarbeiter her gesehen sicherlich überfordert.

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