Soziale Frage und Atomkraft II

Die taz bestätigt heute die Vermutungen der ARD: „Laut Tepco sollen nur 45 der 300 Arbeiter auf dem AKW-Gelände Vertragsarbeiter sein.| Doch nach Recherchen der japanischen Boulevard-Illustrierten Friday sind darunter viele ungelernte Tagelöhner, die im Auftrag der Subfirmen über Vermittler angeheuert werden. Sie haben keine andere Wahl, als diese Arbeit anzunehmen. ‚Wenn ich nein sage, erhalte ich überhaupt keine Jobs mehr‘, erklärte ein Arbeiter gegenüber dem Magazin, das sich als erstes Presseorgan Zugang zum J-Village verschaffen konnte. Sie sind nur mangelhaft auf ihren Einsatz vorbereitet: Vier Tage lang werden sie über Kernspaltung, Sievert und Becquerel unterrichtet. Den Abschlusstest müssen sie mit 90 von 100 Punkten bestehen.| Danach erledigen sie die gefährlichsten Arbeiten – und erhalten dafür den geringsten Lohn. Von umgerechnet 3.300 Euro Tageshonorar, die einigen Arbeitern weiter oben in der Pyramide angeboten wurden, können sie nur träumen. Sie müssen sich für die Aufenthalte in hochradioaktiv verstrahlter Umgebung mit einem Tageslohn zwischen 10.000 und 15.000 Yen begnügen, umgerechnet 80 bis 120 Euro. Ein Durchschnittsjapaner verdient im Monat 291.000 Yen (knapp 2.400 Euro).| Einige sind auf das Geld so angewiesen, dass sie vor dem Einsatz ihr Dosimeter absichtlich im J-Village zurücklassen, um die Austauschgrenze von 100 Millisievert später zu erreichen und so länger beschäftigt zu werden. Von Gesundheitsgefahren sei in ihren Arbeitsverträgen keine Rede, erzählte einer der Tagelöhner dem Friday-Reporter.“

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