Die Süddeutsche Zeitung schreibt heute im Leitartikel Peer Steinbrück zum Kanzlerkandidaten der SPD 2013 hoch (derzeit nur in der Print-Ausgabe mittlerweile auch online zu lesen). Während der Economist für die nächste Bundestagswahl eine rot-grüne Koalition als unwahrscheinlich bezeichnet hatte, kennt die SZ nichts anderes als das schon Dagewesene.
Man könnte es auf die jeweilige politische Ausrichtung der Blätter zurückführen. Naheliegender ist aber eine Kampagne für die Fortführung der Politik der Agenda 2010, zu der eine inhaltliche wie auch eine personelle Alternative vorsorglich für undenkbar erklärt wird. Die Süddeutsche Zeitung blinkt mit Heribert Prantls Beiträgen links und überholt dann ohne Not mit Autoren wie Marc Beise auf der rechten Seite. Für die These von der Meinungsmache spricht auch das Konzert mit dem Spiegel, der erst vor vier Wochen die Regierung Merkel runter- und abgeschrieben hatte, allerdings nicht, weil eine inhaltlich bessere Politik möglich wäre, sondern weil sie „so wüst und desorientiert … wie kaum ein anderes Bündnis zuvor“ regiere.
Hier wird der Status quo festgeschrieben, Alternativen werden von vornherein ausgeschlossen. Es ist ein leicht zu durchschauendes Spiel, das letztlich dazu dient, schwarz-gelb zu stärken, denn wer so schlecht ist, kann sich nur noch steigern. Und sollte das wider Erwarten nicht klappen, wäre man mit Steinbrück-Trittin (noch nicht einmal diese Reihenfolge wird in Zweifel gezogen) auch nicht allzu schlecht bedient. Kein Wort über schwarz-grün, denn diese Option wird bei den Berliner Abgeordnetenhauswahlen wahrscheinlich einen Dämpfer erhalten.
Die Schröder-SPD ist samt ihrer Seilschaft in der Wirtschaft und im Journalismus immer noch am Ruder, zwei Jahre, nachdem sie abgewählt worden war und gegen jede Vernunft. Warum sollte eine Partei den nächsten Bundeskanzler stellen, die noch nicht einmal auf einen bis dahin undenkbaren, historischen Mißerfolg bei einer Bundestagswahl reagiert hat, die noch am Wahlabend deutlich gemacht hat, daß die Meinung der Wähler zu ihrer Politik sie nun wirklich nicht interessiere?
Verlierer demnach überall. Und über deren Wahlsieg zerbricht sich Kurt Kister in der SZ den Kopf? Da muß es doch noch etwas anderes geben. Zumal es kein Vier- und kein Fünfparteiensystem mehr gibt. Die Nichtwähler haben sich schon lange als sechste Partei etabliert. Und zwar auch wegen Leitartikeln wie diesem.
[Update 1. August 2011: Für eine Pro-Steinmeier-und-Agenda-2010-Kampagne im Sommerloch spricht auch das Interview, das die FAZ gebracht hat: Frank „Payback“ Schirrmacher diskutierte gemeinsam mit drei seiner Lohn-Blogger mit Peer Steinbrück. „Peer Steinbrück hat noch kein Blog“, heißt es da sorgenvoll gleich zu Anfang. Aber das braucht er auch gar nicht, denn er hat ja die Journaille.]
Ein Gedanke zu „Der Brandstifter als Feuerlöscher II [Update]“
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