Gar nicht komisch

Loriot, der vorgestern gestorben ist, war Realist. Er hat den Spießer vorgeführt, er hatte ihn studiert, kaum einer kannte ihn so gut wie er, am ehesten noch Carl Sternheim, aber das war gut sechzig Jahre früher. Er überrascht mich noch heute immer wieder, wenn ich ihn mit etwas Abstand neu höre, sehe oder lese. Würde er aktuelle Themen bearbeitet haben, so würde er die Sorge des Facebook-Benutzers – oder besser: „Verwenders“? – um sein Profil beschrieben haben. Oder die heldenhafte Peinlichkeit, mit der der Zeitarbeiter in einer Hartz-IV-Behörde sich Gedanken um zehn Euro mehr oder weniger in einem Bescheid macht, den er auf Weisung aus vier Textversatzstücken montiert, denn mehr hat er nicht gelernt. Die Substanzlosigkeit dieser Form von Macht. Das tägliche Schmierentheater eben. Die müller-lüdenscheid’sche Alternativlosigkeit, Ordentlichkeit, die jederzeit einen Streit wert ist. Er hätte das gekonnt, ohne denjenigen bloßzustellen. Wahrscheinlich nur er. Jedenfalls in einem Massenmedium wie dem Fernsehen. Das er übrigens auch vorführte, selbstreferentiell und mit sehr viel Liebe zum Detail:

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Ein Gedanke zu „Gar nicht komisch“

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