Der Freitag hat nach drei Jahren seinen technischen Unterbau erneuert: Das Weblayout wurde modernisiert, und der Server wurde schneller. Die weiterhin kränkelnde Community und die Übersetzungen aus dem Guardian wurden noch mehr in den Webauftritt integriert. Man könnte auch sagen: Sie ersetzen das, was anderswo die Redaktion allein leistet.
Und: Etwas fehlt. Aber was? Wenn man es recht bedenkt: So einiges. Vor allem das Volltextarchiv mit den alten Ausgaben im Faksimile. Mit allen alten Ausgaben, auch denjenigen des alten Freitag, die noch vor der Übernahme durch Jakob Augstein erschienen waren, als die Zeitung noch etwas zu bieten hatte, gerade im Kulturteil. Eine Fundgrube für Rezensionen und Essays, für Gesellschaftskritik und ausführliche Texte, die seitdem nicht mehr möglich sind – sowohl aus verlegerischen Gründen als auch aufgrund des neuen Layouts – die größere Laufweite der neuen Brotschrift forderte Ihren Tribut.
Aber es fehlt noch mehr. Ich bemerkte es zuerst bei meinem eigenen Blog, das nun leer ist. Die seit längerem inaktiven Blogs wurden nicht auf die neue Plattform migriert. Nur das Profil ist noch da. Nun könnte man sagen: Macht nichts, ich hatte ja damals schon – in weiser Voraussicht – in meiner Schneeschmelze parallel publiziert. Aber dann merkt man, daß noch mehr fehlt. Auch die Beiträge eines mittlerweile entlassenen Redakteurs aus der Kulturredaktion finde ich nicht mehr. Na, sowas.
Hat der Freitag sich also endgültig seiner Vergangenheit entledigt. Es geht auch anders, er kann auch ohne sie. Unbliebsame Gäste werden im Hause Augstein eiskalt hinauskomplimentiert.
Aber einen habe ich noch: Auch im Impressum der Website ist die alte Zeit nun endgültig getilgt worden. Da stand früher zumindest noch eine Reminiszenz an die Ursprünge des Blattes, den „Sonntag“, die „Deutsche Volkszeitung“ und „Die Tat“. Aufgrund von Protesten aus der eigenen Community hatten sie es damals, noch im Jahr 2009, wieder dort hineingenommen. Aber auch das ist nun perdu. Und die alte Community, die dagegen noch protestieren könnte, gibt es nicht mehr. Sie ist gegangen, hat sich längst anderweitig vernetzt. Und beobachtet das alles aus einer gehörigen Distanz. „Je suis resté longtemps à regarder le ciel“, sagt Der Fremde von Camus in einem Moment, in dem er aus der Zeit herausfällt.
Vorwärts. Und: Vergessen.
Nachtrag: Der Freitag hat zwischenzeitlich diesen Beitrag des Kollegen Bembel, der sich ebenfalls kritisch mit der Freitag Community befaßt, kurzerhand aus seinem dortigen Blog gelöscht und dessen Account gesperrt. Die Nerven scheinen ja ziemlich blankzuliegen, es wird keinerlei Kritik mehr geduldet: Das „Meinungsmedium“ #Freitag mag keine Kritik, schon gar nicht öffentlich.
och jo, Danke für den Hinweis un Danke für den Text! Mein Blog wurde dort auch geleert, dazu habe ich mal ein paar Worte dort verfaßt, mal sehen, wie lange die da stehen und was für Trollcomments so kommen …
Die Freitag Community ist genauso tot wie die ganze Zeitung. 😦
jo übel, gelöscht und suspendiert ist also die anonyme Antwort des Community-Supports im „Meinungsmedium“ 😦