Nachdem die Frankfurter Kunsthalle Schirn im vergangenen Sommer ihre „Blogger Relations“ begonnen hatte, werden Blogger über den Presseverteiler wie die Edelfedern vom Feuilleton mitbedient: Pressematerial, Pressekonferenz, Ausstellungseröffnung, Pressestelle. Nun beginnt der Herbst, und das Städel übernimmt mit einer „Blogparade“ zur gerade laufenden Ausstellung. Parallel findet ein kommerzielles BarCamp statt, zu dem über Facebook eingeladen wird.
Nun könnte man sagen: Was nichts kostet, ist nichts wert. Hier trifft sich aber eine Art von Kindergarten („… Blogparade … zum Thema: Ich bin ein/e schwarze/r Romantiker/in weil …“) mit einer offenen Stratagie zur Exklusion: Das zweitägige BarCamp „stARTcamp Frankfurt“ ist nur gegen Eintritt von 25 Euro pro Tag zu besuchen. Die idealistischen Freizeitblogger werden hier wohl draußen bleiben, die PR-Branche und diejenigen, „die gerne vom Bloggen leben können möchten“ (Mercedes Bunz bei der Moderation des Bloggertreffens der Schirn), sind endlich unter sich. Hier können die Visitenkarten gezückt werden, und die Reibungspunkte mit den Rezepte- und Tagebuch-Bloggern, die sich in der Schirn nur zu deutlich gezeigt hatten, entfallen außerdem.
Die Teilnahme an BarCamps ist offen und kostenlos, erklärt uns Wikipedia. Das mag im Wandel begriffen sein, die geschlossene Gesellschaft, die hier inszeniert wird, ist aber jedenfalls ein deutliches Signal an die Community. 50 Euro Eintritt für eine Veranstaltung ist ein Preis, der hoch genug ist, um den Freizeitblogger draußenzuhalten und gleichzeitig nicht zu hoch, so daß diejenigen, „die gerne vom Bloggen leben können möchten“, es sich doch auch noch aus ihrem erwarteten Gewinn werden leisten können. Ob damit ein Strategiewechsel in der PR-Arbeit der größeren Frankfurter Häuser im übrigen verbunden ist, bleibt abzuwarten.
Hallo Herr Fenn,
der Community-Abend im Städel Museum ist für ein persönliches Kennenlernen und die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch unter Freunden und Followern gedacht.
Der Eintritt ist kostenfrei.
Beste Grüße
Daniela Bamberger
Liebe Frau Bamberger, danke sehr für Ihren Kommentar. Es freut mich, daß Sie mitlesen. Natürlich ist der Community-Abend nach Anmeldung kostenlos. Aber den haben Sie eben in stARTFrankfurt hineingebaut. Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Sie hätten ihn ja auch – sagen wir – drei Wochen später veranstalten können, um ihn klar davon zu trennen. So entsteht nun von vornherein eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Ich beobachte das gerne weiter.
Hallo Herr Fenn,
der Community-Abend findet nach dem stARTcamp am Donnerstag statt. Man kann also völlig unabhängig von einem stARTcamp Besuch bei uns ab 18 Uhr ins Städel kommen. Wir haben uns bewusst für diesen Donnerstag entschieden, da viele unserer Follower zum stARTcamp anreisen und somit vor Ort sind. Ansonsten ist es für Arbeitnehmer, die mehrere hundert Kilometer Anreiseweg hätten, schwierig zu realisieren für ein paar Stunden unter der Woche ins Städel zu kommen.
Beste Grüße
Daniela Bamberger
Letzteres glaube ich gerne – aber darum ging es ja gar nicht.
Ich war gerade beim Educamp und im Nachgang wird sehr intensiv diskutiert was ein Barcamp ist und darf. Natürlich sind viele Barcamps kostenfrei, aber viele von denen werden von Sponsoren mitfinanziert. Nach dem Barcamp im Ilmenau kamen mehrere Stimmen auf, die meinten, dass viele Barcamper sicherlich lieber Eintritt zahlen würden o. das Barcamp crowdfunden als sich ein Barcamp sponsern zu lassen. Bezahlt wird letztlich immer, nur die Währung sieht anders: Sponsorgelder, Eintritte, Human“kapital“ des Ehrenamts…
Am Abend: Einige kannten sich, andere versteckten sich hinter Phones und Kameras – mittendrin und „huis clos“…
Das dürfte die Veranstaltung wohl erschöpfend beschreiben… beim letzten Mal war es ja auch so: Eine Gruppe von Menschen, die sich mit ihren Smartphones beschäftigen, sogar um untereinander zu „kommunizieren“ (statt miteinander zu reden). War ein Grund, warum ich mir da wie ein Außenseiter vorkam.