Natürlich, der Brockhaus wurde im Juni 2013 von Bertelsmann aufgegeben. Ursprünglich hieß es, der Direktvertrieb werde noch bis Mitte 2014 weitergeführt und dann beendet, und die Online-Version werde noch sechs Jahre weiter gepflegt.
Allein, auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse sucht man ihn vergebens. Auch das Haus Bertelsmann ist nicht mehr als solches präsent. In Halle 3.0 steht an der gewohnten Stelle eine umfängliche Stand-Landschaft für die gesamte „Verlagsgruppe Random House“, unter deren Dach sich eine illustre Mischung an Häusern und Marken versammelt hat, vom evangelikalen Verlagshaus Gerth Medien über den Hörverlag bis hin zum Diana Verlag. Die Nachschlagewerke aber sind dort nicht mehr zu finden, keine Spur, weder von Brockhaus noch von Wahrig. Die Mitarbeiter wissen offiziell von nichts. Man beginnt zu blättern und wird fündig im Katalog der Buchmesse: „Brockhaus/Britannica“ sei in Halle 4.1 am Stand M 96 zu finden. Beim Antiquariat also? Jetzt schon? Der hilfsbereite Mitarbeiter murmelt einen nicht zitierfähigen Satz vor sich hin. Vielleicht habe man dort noch einen Brockhaus-Band vorrätig, und wenn ich viel Glück hätte, könne ich dort auch noch jemand antreffen, der mir dazu etwas sagen könne.
Vor Ort findet sich bei M 96 kein Stand, der so bezeichnet wäre, aber ein paar Meter weiter nach rechts gibt es tatsächlich ein Antiquariat, das die letzte Auflage der Brockhaus Enzyklopädie mit einem dicken „Messerabatt“ feilbietet, darunter stehen ein paar Bände einer alten Britannica. Ich laufe in die andere Richtung zurück – und erblicke an einem etwas verlorenen kleinen Stand das Logo von Wissen media. Zwei Mitarbeiterinnen sind dort noch tätig. „Ja, das ist der Rest von Brockhaus und Wahrig, mehr gibt es nicht mehr. Es wird nicht mehr geworben.“ Lizenzverhandlungen liefen, aber die „A-Z-Ware“ sei kaum zu verkaufen. Ob sie unter freier Lizenz freigegeben werden könnte? Das würde, wenn überhaupt, von anderen im Verlag entschieden, dazu könne man nichts sagen. Die Mitarbeiter seien noch nicht alle gekündigt, es gebe noch welche, aber alles befindet sich schon in Abwicklung. Im Regal ganz hinten in der Ecke liegt noch der „Brockhaus in einem Band“, und es gibt auch noch ein paar Exemplare des „Verlagsprogramms Herbst/Winter 2014“, es hat 36 Seiten. Ob ich es mir mitnehmen dürfe? Verkehrte Welt: Während ich an allen Ständen mit Werbematerial und Visitenkarten geradezu vollgesteckt worden bin, muß ich mir das Prospekt – als erklärter Fan – hier selbst holen. Ja, letztes Jahr habe man noch einen eigenen Stand in der großen Halle drüben gehabt. Den Leuten reiche heute eben die Wikipedia.
Zwei große Traditionsmarken – Brockhaus und Wahrig – verschwinden sang- und klanglos vom Markt.
Zuerst im Wikipedia:Kurier, 10. Oktober 2013.
Ach herrje…noch mehr Wehmut…keine Schulbücher mehr (siehe „Eindrücke von der Frankfurter Buchmesse“)…kein Brockhaus. Ich habe noch einen im Regal stehen. Hat vermutlich irgendwann mal Sammlerwert. Man kann sich ja vorstellen, dass diese Enzyklopädien in Buchform aussterben werden….aber so „still“?!?!
Grüße von Susann
Ganz still, ganz leise verschwinden sie von der Bildfläche. Nur noch in einer kleinen Ecke ein kleiner Rest, und beim nächsten Mal dann nur noch antiquarisch. Nur für die Kinderbücher von Brockhaus könnte es Hoffnung geben. Die Community diskutiert übrigens über eine neue Enzyklopädie für Kinder, „Wikikids“.