Wissen als Geschäftsmodell: Die Encyclopædia Britannica

Der Brockhaus hat gerade seinen Vertrieb eingestellt, während sich die Encyclopædia Britannica immer mehr über Online-Werbung finanziert.

Robert Channick von der Chicago Tribune schreibt (via Infodocket), derzeit gebe es etwa 50.000 Abonnenten, die 70 Dollar pro Jahr für den Zugriff zur Britannica zahlten. Hinzu kämen 450.000 Zugänge über distribution partners wie Internet-Provider. Aber die Werbeerlöse nähmen immer weiter zu: 13 Millionen Dollar sollen im laufenden Jahr hereinkommen, 70 Prozent mehr als 2010. Vor zwei Jahren hätten noch 95 Prozent aller Einnahmen von Abonnenten gestammt, heute seien es nur noch drei Viertel.

Im Gegenzug sei die Paywall löchriger geworden. Britannica wird nun auch auf Google nachgewiesen und erhält zunehmend Traffic von dort. Mittlerweile sei die Hälfte aller Inhalte frei zugänglich. Man beschäftige 500 Angestellte weltweit, davon 210 in der Firmenzentrale in Chicago, und man schreibe schwarze Zahlen. Die Zahl der Besucher der Website sei von 4,7 Millionen im September 2012 auf 12 Millionen in diesem Jahr gestiegen.

Auf die Konkurrenz zu Wikipedia angesprochen, wird der Präsident der Britannica, Jorge Cauz, zitiert: „Ich glaube, die Zeit des ‚everything goes‘ ist vorbei. Es wird deutlich, daß auch bei den digitalen Medien Wissen und Bildung keine Demokratie sind. Es gibt einige, die mehr wissen, und die Herausforderung besteht darin, dieses Wissen effizienter zu machen, so daß es viel, viel mehr Leute erreicht. … Wenn die Britannica zu einem Anker im Web wird für alle, die etwas lernen und wissen wollen, kann man mit dieser Marke noch vieles machen. Es kann eine sehr, sehr profitable Plattform werden.“

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Ausgebloggt: Nachdenken über Carta

Vergangene Woche hat es eine Veränderung bei einem der besseren deutschen Autorenblogs gegeben, die nicht nur mich hat aufhorchen lassen. Über die Vorgänge gibt es widersprüchliche Mitteilungen des Carta-Fördervereins einerseits und der bisherigen Redakteure Vera Bunse und Wolfgang Michal andererseits. Als nur gelegentlicher Carta-Schreiber war ich bei alledem nicht live dabei, aber nach mehrfachem Lesen scheinen auch mir die Gegendarstellung im Blog von Vera Bunse und die Stellungnahme von Wolfgang Michal zu ihrer gemeinsamen Absetzung letztlich plausibler zu sein als die Darstellungen des Fördervereins bzw. der neuen Redaktion.

An der Entwicklung von Carta interessiert mich der Einzelfall inmitten einer sich ausdifferenzierenden Blogosphäre in Deutschland.

Das Nachdenken und die Berichterstattung über den „digitalen Strukturwandel“, über Szenen und Technik, ist im Mainstream angekommen. Unter diesen Umständen kann es kein Blog mehr geben, das den Anspruch erhebt, hierfür sozusagen eine Agentur zu sein, wo etwas Besonderes sich abspielt oder das sich sonst vom Rest der Debatte abheben würde. Raum für Analyse und Kritik wird freilich immer benötigt und ist infolge der zunehmenden Kommerzialisierung der Blogosphäre immer schwerer zu finden. Aber, es stimmt, die Verhältnisse sind heute anders als im Geburtsjahr von Carta 2008, von den beteiligten Personen und der Organisation dahinter ganz abgesehen.

Die Produktionsbedingungen für anspruchsvolle Inhalte haben sich aber kaum geändert. Hier liegt fast alles immer noch im prekären Bereich. Internet ist nichts wert, wirft nichts Nennenswertes ab, bleibt hinter den Möglichkeiten und der Wertschätzung von Print zurück, hat dementsprechend zwar ungleich mehr Leser, aber auch sehr viel geringeres Prestige. Wenn das Wort „Blog“ oder die Bezeichnung „Blogger“ fällt, denkt man denn auch eher nicht an anspruchsvollere Projekte, sondern an den Normalfall: An das Rezepteblog der Nachbarin oder an die Notizen über das Sommerfest vom Ortsverein. Die Aussage „Ich bin Blogger“ setzt einen – abseits vom Netz-Milieu der Piraten oder vielleicht noch der Journalisten – eher dem Verdacht aus, zu den paar Zeitreichen zu zählen, die, aus welchen Gründen auch immer, Zeit und Gelegenheit haben, ein Blog zu betreiben, wie andere ganze Wikis vollschreiben. Vor hundert Jahren hätte man an den Müßiggänger gedacht, der sich herumtreibt, ohne recht was zu erschaffen. Die Karikatur eines Spießerschrecks.

Und da wird nun also reflektiert, was die Gesellschaft bewegt, in einem Blog? Ja, wo sonst? Da ist das alles entstanden, was die Etablierten heute übernommen haben, siehe oben. Aber gibt es dort heute noch Neues zu entdecken? Nein, dort auch nicht mehr. Und das ist nicht nur das Problem von Carta, sondern es ist das Problem der Blogosphäre heute insgesamt. Wir sind normal geworden. Wir haben uns schon längst ausgebloggt. Wir haben alles schon mal geschrieben, alles schon mal gedacht. Alles schon mal ausprobiert. Und wir können davon immer noch nicht leben, sondern wir gehören zu den Überzeugungstätern und zu den Zeitreichen. Kann unter diesen Umständen noch Analyse und Kritik überhaupt stattfinden wie früher einmal? Das ist zumindest schwerer geworden. Dabei geht es nicht um einen Trend, sondern es geht um einen neuen Abschnitt im Entwicklungszyklus. Ebenso wie Wikis haben auch Blogs einen Lebenszyklus, in dem sich Krisen und Verwerfungen ergeben können und die es notwendig machen, sich neu zu erfinden. In denen also ein „schöpferischer Sprung“ in dem Sinne, wie es Verena Kast einmal gesagt hatte, nicht nur erfolgen kann, sondern unter bestimmten Bedingungen unbedingt erfolgen muß, damit es weitergeht. Sonst bleibt man stehen und fährt sich fest in der Krise und erstarrt.

Wer nicht mehr über sich selbst reflektiert, der erstarrt mit der Zeit. Oder er verfällt in eine autoritäre Haltung, wie sie gerade die Community der Wikipedia gespalten hat. Auch dort hatte es gerade einen Führungswechsel gegeben, die Betreiberin, eine kalifornische Stiftung, hat eine neue Geschäftsführerin eingestellt, und sie wollte der Community wohl einmal zeigen, wie gut neue Besen kehren können. Ohne viel Federlesens, wurde in die Software ein „Superprotect“-Recht eingebaut, innerhalb weniger Stunden während der alljährlichen Wikimania-Tagung, die diesen August in London stattfand, ist das geschehen. Und dann wurde die lokale Community vor vollendete Tatsachen gestellt: Die gewählten Administratoren konnten eine bestimmte Seite nicht mehr bearbeiten. Leonhard Dobusch hat dazu in Erinnerung an Carl Schmitt gesagt: „Wenn Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet, dann bedeutet das im Kontext der Wikipedia also offensichtlich: Souverän ist, wer über Root-Zugriff verfügt.“ So ist das mit dem Aussperren des treuesten Personals. Seitdem hat eine Abstimmung mit den Füßen begonnen, und immer mehr regelmäßige Autoren verlassen das Projekt oder verstummen zumindest. Das wirkt sich schon jetzt auf die Qualität aus: Seiten bleiben ungesichtet, die QS funktioniert nicht mehr wie früher, es wird auch längerfristig nicht ohne Folgen für den Inhalt bleiben, und das wird dann auch dem normalen Leser auffallen.

Wikis und Blogs sind vor allem Knoten im Netz, und diese funktionieren entweder oder sie funktionieren nicht. Um zu funktionieren, braucht es eine kritische Masse an Besuchern und Teilnehmern. Es braucht Bewegung. Es braucht Surfer, die die Knoten nutzen. Ist ein Knoten im Netz einmal tot, kann er nicht wiederbelebt werden. Keiner weiß, warum das so ist, aber ein Gegenbeispiel für diese Regel ist bis heute nicht bekannt geworden. Dagegen ist die Geschichte des Webs voll von Erinnerungen an einstmals funktionierende Knoten: LiveJournal, MySpace, StudiVZ, und wie sie alle hießen.

War Carta in diesem Sinne ein funktionierender Knoten? Es gab Abrufe, sicherlich. Es gab auch Content. Aber es gab immer weniger gute Kommentare. Die Debatten, die dort früher geführt worden waren, sind Vergangenheit. Das gilt aber nicht nur für Carta, sondern für die Blogosphäre insgesamt. Schon im Gründungsjahr von Carta nannte der Netztheoretiker Geert Lovink sein „Berliner“ Buch über die Blogs „Zero Comments“. Aber das ist so ähnlich wie bei der Wikipedia: Es geht immer noch weniger, auch wenn es schon lange nachgelassen hatte. Wir haben also auskommentiert. Es ist vorbei. Wir schreiben nur noch weiter, ungefähr so, wie das Orchester auf der Titanic bis ganz zum Schluß immer weiter gespielt hatte. Ob sich die Musiker dabei zu einem bestimmten Zeitpunkt ein neues Design verpaßt hatten, ist nicht überliefert. Ich habe gerne etwas beigetragen, als die Redaktion bei mir anfragte. Nicht alles, was ich auf Carta gelesen hatte, hatte mir gefallen, einige Mißtöne waren darunter, vieles, was mir viel zu bürgerlich daherkam. Aber mitunter war es doch nicht die schlechteste Musik.

Die Onleihe als Verkaufsplattform

„Sie verkaufen jetzt Dosen mit Tomatensaft,/ wo der Schimmel gleich mit drin ist/ ein Schluck und dir ist schlecht,/ und du greifst zum Magenbitter,/ anzunehmen, daß das der Sinn ist/ denn die Magenbitterfirma/ ist ein Tochterunternehmen/ der Tomatenmutterdose/ dieses Marketing zu schlucken,/ dazu mußt du dich bequemen,/ sonst geht alles in die Hose.“ (Heinz Rudolf Kunze, Geht das nicht alles nochnbißchen schneller, in: Der schwere Mut, 1983).

Doch, es geht noch schneller. Die Onleihe bietet jetzt nicht nur Adobe-DRM-verschlüsselte und nur vorübergehend zu öffnende PDF- und EPUB-Dateien, die genausoviel kosten wie gebundene Bücher, zum Download an, sie verkauft nun auch Bücher. Ganz wie in dem geradezu hellseherischen Song von Heinz Rudolf Kunze aus den 1980ern, wird sie ihren hauseigenen Online-Shop sofortwelten.de (sic!) in die Bibliotheksplattform einbinden. Ist ein Buch, das der Benutzer herunterladen möchte, gerade verliehen, ploppt ein Kaufbutton auf, der zu der EKZ-Schwester nebenan weiterleitet. Ein bemerkenswertes Marken- und Portal-Biotop ist da also entstanden.

Für maßgeblich halte ich in dem Zusammenhang den Hinweis von Dörte Böhner, wonach die Bibliothek, die solches aus öffentlichen Mitteln anbietet, außerhalb ihres Auftrags handelt, wenn sie auf einem von ihr finanzierten Portal selbst zum Buchhändler wird oder andere dort mit Büchern handeln läßt. Das schadet nicht nur dem örtlichen Buchhandel, indem noch mehr Geschäft ins Internet gezogen wird, sondern es liegt ganz schlicht außerhalb dessen, was eine öffentliche Bibliothek tun darf. Sie ist nicht dazu ermächtigt, den Verkauf von Büchern zu fördern und dafür auch noch Provision zu kassieren. Das Angebot der öffentlichen Bibliotheken (auf dem Bücherregel wie auf der virtuellen Verleihplattform) darf nicht im Verdacht stehen, einem finanziellen Kalkül zu folgen. Allein um Qualität darf es gehen. Bibliotheken sind kulturelle Einrichtungen, sie dienen der Bildung und der Unterhaltung, sie stellen Öffentlichkeit her und erfüllen damit eine notwendige gesellschaftliche Aufgabe. Handel ist, bitteschön, woanders. Sonst bekommen wir über kurz oder lang eine Szene, wie man sie vom Privatfernsehen her kennt, wo bekanntlich das eigentliche „Programm“ aus den Stücken besteht, die zwischen den Werbefilmen gezeigt werden.

Geradezu absurd erscheint aber die Lage, die die Onleihe mit diesem neuen Dienst herbeiführt. Erst wird die Verfügbarkeit von digitalen Texten durch das DRM künstlich verknappt, so daß ich z. B. die Zeitung von gestern nur eine Stunde lang lesen darf. Dann wird dem zu spät gekommenen Leser durch den Verkaufsbutton suggeriert, wenn er den Text jetzt lesen wolle, könne – vielleicht kommt bei ihm sogar an: müsse – er ihn bei dem Tochterunternehmen der EKZ und der Onleihe kaufen. Und schließlich sinken infolgedessen auch noch die Ausleihzahlen bei den Bibliotheken, weil die Leute von dort in den Online-Shop geschickt werden – in den sie in Zukunft gleich direkt gehen können? Mit einer so erworbenen Provision entzieht die Bibliothek ihrem eigenen Modell selbst den Boden und sägt an dem Ast, auf dem sie und das gesamte Bibliothekswesen hierzulande sitzt.

Ist das am Ende das Ziel des ganzen? Die Bibliotheken überflüssig zu machen und die Benutzer gleich in die Geschäfte zu schicken? Natürlich nicht in den kleinen Laden um die Ecke, sondern zu einem der großen fünf im Netz? Weil die EKZ diese weitere Zielgruppe so viel lukrativer bedienen kann, denn sie ist es ja als Mutterunternehmen, die am Ende auf jeden Fall am meisten von alledem verdient? Und wenn wir heute noch nicht zu den Top5 dazugehören, dann warten Sie mal ab, das kommt noch, darum geht es ja bei dem ganzen.

In der analogen Welt wäre das undenkbar. Aber online wollen sie das machen. Da werden ja nicht nur Bücher verkauft. Am Ende verkauft die Onleihe die Bibliotheken gleich mit – und zahlt ihnen noch ne Provision dafür. Na, da war aber was los, als die das gemerkt haben, oder?

Wie Bibliotheken die Digitale Kluft verstärken

Nach einem Beschluß des LG Frankfurt darf die Firma Uber bis auf weiteres in Deutschland keine Taxis mehr per App vermitteln. Herr Larbig denkt aufgrund dessen über den Wandel nach, den die Digitalisierung mit sich bringt, und sieht Parallelen zum Buchmarkt: Auch die Buchbranche wehre sich „mit Händen und Füßen gegen den Strukturwandel, glaubt anscheinend, wenn sie E-Books (nicht von jedem Buch allerdings) anböte, könne sie im Strukturwandel ihre Pfründe bewahren. Da wird das Erwachen ziemlich unvermittelt sein, wenn man plötzlich merkt, dass Autoren sich anderen Vermarktungswegen zuwenden, insbesondere jene, die ihre Geschichten crossmedial erzählen.“ Er prognostiziert den Wegfall des Taxifahrers überhaupt; in Kalifornien sei gerade der Betrieb von computergesteuerten Autos auf öffentlichen Straßen erlaubt worden. Oh.

Als Bahnfahrer möchte ich mich zu Autos lieber nicht äußern, sondern doch lieber bei den Medien bleiben. Bei der Musik, so Torsten Larbig weiter, gehe der Trend vom Download hin zum Streaming. Das ist schon durchgreifender, denn dadurch verwischt auch der Unterschied zwischen Fernsehen, Radio, Mediathek und Streaming-Dienst immer mehr. Rundfunk ist im Zweifel das Portal, das weniger Auswahl bietet. Und jede Stunde kommen Nachrichten. Warum eigentlich?

Bei den Zeitungen ist es mit den Veränderungen ganz ähnlich: Datenbanken und Archive verdrängen schon heute zunehmend das E-Paper. Seit etwa zwei Jahren kann ich auf mehrere Pressedatenbanken zugreifen, aus- und inländische. In der Folge hat mein Interesse an gedruckten Zeitungen stark nachgelassen. Ich lese fast nur noch Monatszeitschriften und Fachzeitschriften, die ich abonniert habe, auf Papier. Die übrige Politik-, Wirtschafts- und Technikpresse lese ich vor allem online, weil ein fortlaufendes Archiv mit einer Auswahl an Titeln sehr viel wertvoller ist als der Zugriff auf das Archiv nur einer Zeitung, das bei einem Abonnement dabei ist. Offenbar bin ich nicht der einzige, der so denkt: Stadtbüchereien stellen Genios, LexisNexis oder PressDisplay bereit, und der schwedische Anbieter Readly hat gerade ein eigenes Angebot für den deutschen Markt angekündigt, das sich an Verbraucher richtet.

Währenddessen gibt es den Bezahldienst für E-Books von Scribd schon ein Jahr. Und auch in den Bibliotheken wird der Bestand immer mehr auf digitale Ausgaben umgestellt, sei es die in mehrfacher Hinsicht zu Recht umstrittene Onleihe (sie arbeitet noch mit Downloads) oder ein On-Demand-Angebot (das entspräche dem Streaming). Klar, was ich nicht weiterverkaufen darf, brauche ich auch erst gar nicht zu kaufen. Mieten oder im weitesten Sinne „Nutzen“ ist dann tatsächlich sinnvoller. Auch wenn das Knacken des Kopierschutzes und sonstigen Unfugs zum Volkssport geworden ist, sind solche Dateien nicht zum Aufheben gemacht, sondern nur für die Gegenwart.

Und im übrigen führt die Digitalisierung des Lesens immer tiefer in eine neue Form der Klassengesellschaft hinein und vertieft die Digitale Kluft erheblich.

Nehmen wir als ein Beispiel das Angebot digitaler Volltexte an der Frankfurter Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, wo der Bestand an Büchern im Zuge der Modernisierung mitunter auch nachträglich auf E-Books on demand umgestellt worden ist. Regalmeter wurden durch den Zugriff auf Datenbanken ersetzt. Was ist die Folge? Diese Titel sind in den allermeisten Fällen nur noch für Studenten und Mitarbeiter der Universität lesbar. Wenn ich nicht zu dieser Benutzergruppe gehöre, muß ich mich auf den Campus begeben, um auf die Dateien zugreifen zu können. Dazu muß ich mich dann aber an ein Terminal setzen, denn WLAN-Zugriff bekomme ich ebenfalls nur als Student oder Mitarbeiter (das Rechenzentrum hatte das einmal damit begründet, man wolle nicht zum Access-Provider für alle Welt werden mit all den Haftungsrisiken, die damit verbunden wären; naja). Was bleibt, ist die Fernleihe, sagte man mir einmal. Das Buch ist zwar „am Standort vorhanden“, aber nicht uneingeschränkt für jedermann. Kostet innerhalb Deutschlands 1,50 Euro und für ausländische Ware 7,50 Euro pro Band. „Zuzüglich sämtlicher Auslagen.“ Gerade bei älteren Werken wird es in vielen Fällen billiger und schneller gehen, das Buch selbst zu kaufen. Die Versorgung mit wissenschaftlicher Fachliteratur hat sich damit im Rhein-Main-Gebiet jedenfalls ganz erheblich verschlechtert.

Ein weiteres Beispiel ist die Verfügbarkeit von Munzinger-Online und der unter dieser Marke vertriebenen weiteren Datenbanken. Im Rhein-Main-Gebiet sind sie Standard bei den Stadtbibliotheken. In Nord- oder Ostdeutschland fehlen dafür oft die Mittel. Auch das führt zu einer ungleichen Versorgung mit Literatur. Der gedruckte Brockhaus war in jeder Hinsicht eine Flatrate, und erst jetzt merkt man, daß er wahrscheinlich nicht zu teuer war in der Anschaffung.

Zurück zu den Nachrichten. Im Rundfunk. Der Journalist Maximilian Schönherr hat vor ein paar Monaten einen Vortrag gehalten, in dem es ebenfalls um den digitalen Wandel geht und wie er sich auswirkt. Das mit den Nachrichten zur vollen Stunde im Radio ist eine ganz alte Geschichte, und die sollte man sich ruhig einmal anhören. Und natürlich auch alles weitere, worum es dabei geht. Um den digitalen Strukturwandel und um Archive zum Beispiel, um beim Thema zu bleiben: Denn „Archive sind nicht 3’30“: