Archiv der Kategorie: Bourgeoisie

Show auf Abruf

Das sogenannte TV-Duell zur diesjährigen Bundestagswahl war eine Diskussion für Rentiers und Rentner, ein sehr Besserverdienender trat 90 Minuten lang für die Interessen der Schlechterverdienenden auf, „wir“ sind reicher als „Griechenland“, alles werde in viel zu düsteren Farben gemalt, und am Ende scheiterten sie am Neuland. Für PRISM war acht Minuten Zeit. Man frage nicht, wie all das zustande kam. Welcher Weg hinter den beiden und den vier Moderatoren liegt, der dann in dieses Fernsehstudio führte. Es bestand jedenfalls ein Interesse daran, daß es so kam. Massenhafte Häme und Empörung auf den sozialen Netzwerken, dem Neuland, das sie auch regieren wollen. Aber das eigentliche Problem scheint doch zu sein, daß die Empörung zu sehr noch Neuland ist. Sie müßte Folgen haben für diese sechs von gestern abend und darüber hinaus, sonst wäre auch sie nur eine Show auf Abruf gewesen.

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Der Wanderer LIII

Kälte auf der Suche nach noch mehr Kälte trifft abends bei mir ein. Ding, dong. Nimm mich mit ins Land der Kaltmamsell, sie hat die Tafel wohl gerichtet, und die Standleitung zur weiten Welt ist auch schon da. Für den Fall, daß es kalt würde, kann zugeheizt werden. Der Radiator rauscht und gluckert aber laut. Klamm und täppisch begegnet mir das Kleine im ganz Großen. Ein Rädchen, das sich pausenlos und mit lautem Geräusch schon seit Wochen ruhelos und testend im Kreis dreht, fährt nun auf mich zu, verpaßt aber immer wieder die Abfahrt und landet deshalb am Ende der Straße grinsend im Graben. Die Blumen laufen gelb an, und die Sonne brennt kalt im Februar. Vögel schreien traurig auf und flattern in den grünen Himmel über uns, der tief herunter hängt, so daß er südwärts den Boden berührt und in den Fuchsbau hinunterragt, der weit geöffnet sich nach Westen hin zeigt. Alles ist ganz eng jetzt. Ich mache mich schlank und ergreife die Taschenlampe, um in der tiefen Dunkelheit besser voranzukommen. Ganz viele Gänge, hier geht es lang, und da auch. Es wird immer dunkler, und die Rose in dem kleinen Väschen, das auf dem Tisch steht, neigt sich in Peinlichkeit zur Wand hin, hält sich aber aufrecht. Zinnsoldaten drehen Pirouetten auf der Herdplatte, bevor sie im Spülbecken eintauchen und für immer untergehen. Nein, Hermann würde niemals so klebrige Töne verwenden, wenn er ein Wurstbrot malt, was ohnehin selten vorkommt. Überhaupt, erst jetzt bemerke ich es: Überall ist Leberwurst, fett und schmierig auf dem Boden. Ich wische sie weg mit einem Lappen, den ich schon als Kind geschenkt bekam und den ich seitdem gut behütet bei mir trage. So. Trotz allem: Was für ein Anblick an unserem schönen Büffet. Gleich dahinter beginnt der Weg ins weite Tal. Auflegen und loslaufen sind eins. Denn etwas Besseres finden wir überall.

Nachdenken über Öffentlichkeit

Der Begriff der Öffentlichkeit war, wie es mitunter heißt, konstitutiv für die bürgerliche Gesellschaft. Politische Angelegenheiten sollten nicht mehr in Kabinetten abgehandelt werden, sondern sie sollten öffentlich, das heißt für jeden Bürger nachvollziehbar und beobachtbar vonstatten gehen. Palamentarische Sitzungen sind seitdem ebenso öffentlich wie die mündlichen Verhandlungen der Justiz (nur ausnahmsweise gelten hier besondere Regeln, beispielsweise in Jugendsachen).

Heute ist bekannt geworden, daß die öffentliche Anhörung zur Einführung eines Leistungsschutzrechts für Presseverleger in Deutschland am 30. Januar 2013 nicht im Livestream der Mediathek des Deutschen Bundestags übertragen wird. Dort wird nur eine Aufzeichnung zu sehen sein. Stattdessen wird eine Sitzung des Gesundheitsausschusses übertragen. Daraufhin hat es heute den unvermeidlichen Shitstorm auf den sozialen Netzwerken gegeben. Das ist Anlaß, einmal über Bedeutung und Reichweite des Begriffs der Öffentlichkeit „im digitalen Zeitalter“ nachzudenken.

Die schriftlichen Stellungnahmen der Sachverständigen sind schon seit Tagen online nachzulesen. Sie werden ebensolang schon in den Blogs und in den sozialen Netzwerken diskutiert. Man kann also nicht sagen, „die Öffentlichkeit“ wäre nicht umfangreich über das bevorstehende Ereignis informiert worden, schon lange bevor die Anhörung stattgefunden hat. Genaugenommen wäre die Anhörung als eine Präsenzveranstaltung überflüssig. Ich habe mir schon mehrfach Anhörungen zu Themen, die mich interessierten, in der Mediathek des Bundestags angeschaut. In keinem Fall haben die Sachverständigen vor Ort etwas anderes ausgeführt als auf Papier. Es gibt eben nur zehn Argumente, und wenn ich mich mit einer Sache auskenne, kenne ich die auch schon, bevor der erste Sachverständige sein Mikrophon einschaltet. An sich würde eine Skype-Konferenz völlig ausreichen, und sogar sie wäre noch zuviel, denn der Nutzen einer Präsenzanhörung, bei der ohnehin nur die jeweiligen Fraktionsvertreter „ihre“ Experten ins Rennen schicken, ist nun einmal nur sehr begrenzt.

Wenn es dabei also nicht um die Sache geht, bleibt das politische Ritual. Man macht das so. Man läßt – in diesem Fall – acht Professoren, Rechtsanwälte usw. in „die Hauptstadt“ einfliegen, um sie sich noch einmal anzuhören. Das wird gefilmt und für die Nachwelt aufgehoben. Schaden kann es nichts. Umgekehrt sind positive Wirkungen von Anhörungen bis heute aber auch nicht bekanntgeworden. Anhörungen zu Hartz IV beispielsweise haben nicht zur Folge gehabt, daß dieser Unfug beendet worden wäre. Und verhindert hat es ihn gleich gar nicht. Jeder wirklich Sachverständige hat seinerzeit die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und denselben höchst bedenklich geschüttelt. Denn am Ende kommt es allein auf die Abstimmung im Parlament an, und wie die ausgeht, weiß man ebenfalls im voraus, denn die dortige Sitzverteilung ist seit vier Jahren bekannt.

Was also heißt „Öffentlichkeit“ heute? Es heißt zunächst einmal, daß es möglich sein muß, vor Ort dabei zu sein. Das heißt, der Termin der Sitzung muß öffentlich bekanntgemacht werden und es muß – nach Maßgabe der vorhandenen Plätze – der gleichberechtigte Zugang ermöglicht werden. Einer Übertragung im Internet bedarf es also nicht. Bei Gericht reicht es sogar aus, wenn der Termin „an der Gerichtstafel“ ausgehängt wird. Wer sich informieren möchte, möge bitte zum Landgericht fahren und dort auf der Tafel auf dem Gerichtsflur nachsehen. Als ich Referendar war, hingen die Flure des Amtsgerichts voller „öffentlicher Zustellungen“ an Parteien, deren Verbleib ungeklärt war, bis in den buchstäblich letzten Winkel des Gebäudes, wo mit Öffentlichkeit beim besten Willen nicht mehr zu rechnen war. Bei meiner Disputation ging plötzlich die Tür auf und es kam eine Putzfrau herein, die zu diesem Zeitpunkt hier nun einmal arbeitete – sie putzte die Büros des Lehrstuhls, und wir stellten alle gemeinsam schmunzelnd fest, daß damit jedenfalls ganz klar „die Öffentlichkeit hergestellt“ war, weit über den öffentlichen Aushang und alle weiteren Ankündigungen hinaus. Das ist heute nicht viel anders. Gerade diejenigen, die einen Livestream im Internet für öffentliche Veranstaltungen fordern, sollten sich einmal darüber klar werden, daß das ebenfalls ein Ort ist, an dem mit „Öffentlichkeit“ im engeren Sinne kaum zu rechnen ist. Verglichen damit, waren die Bundestagssitzungen in den 1980er Jahren allerdings „öffentlich“, denn sie wurden anstelle des sonst üblichen Programms in ARD und ZDF ausgestrahlt, so daß sie wirklich nicht mehr zu übersehen waren. Da fand etwas statt, zum Beispiel die Debatte über den NATO-Doppelbeschluß oder die Ersetzung Helmut Schmidts durch Helmut Kohl. Die Öffentlichkeit des Internets ist dagegen eine postmoderne, zersplitterte Öffentlichkeit, genaugenomen ist es eine Ansammlung von Öffentlichkeiten, die so zahlreich sind, daß man sie kaum noch überschauen kann.

Wie öffentlich ist ein Blog? Sind ein Wiki oder ein Blog „öffentlicher“ als ein Buch? Wohl kaum, denn eine Onlinequelle kann man mit sehr geringem Aufwand ein für allemal abschalten und damit aus der Welt schaffen, bei einem gedruckten Buch ist das schon sehr viel schwieriger. Wenn man bedenkt, daß allein die Wikimedia Foundation gut 800 Server betreibt, um ihre Projekte online zu bringen und zugänglich zu halten, kann man den Aufwand ermessen, den es braucht, um digitale Inhalte überhaupt erst einmal zu erschaffen und eine entsprechende Reichweite herzustellen, die allein ihre Bekanntheit ermöglicht. Bei gedruckten Quellen ist es ganau umgekehrt: Auch bei noch so großem Aufwand sind auch wenige Exemplare nur schwer zu tilgen. Weder die Karlsbader Beschlüsse noch die diversen Bücherverbrennungen waren erfolgreich. Zum Glück.

Bleibt das Gefühl. Das man nicht unterschätzen sollte. „Das Volk sieht nichts“, war ein geflügeltes Wort der 1980er Jahre aus einer Folge der Fernsehserie „Kir Royal“. Und das ist hier durchaus richtig: Es sieht nichts, weil es (s.o.) meist gar nicht weiß, daß es da etwas gäbe, was es sehen könnte, zumindest aber sieht es nichts live. Dann aber zeitversetzt. Das ist kein großer Verlust, denn auch die umfangreichen Liveübertragungen im Fernsehen werden erst am Abend nachträglich konsumierbar, entweder aus eigener oder aus – öffentlich! – bereitgestellter Konserve. Und wenn es etwas sieht, versteht es denn, was es gezeigt bekommt? Wer erklärt es ihm? Die Schule? Das Fernsehen? Die Zeitung? Oder Wikipedia? Und es bleibt die unterschiedliche Wertschätzung für sozialrechtliche Belange und „netzpolitische“ Ephemeria. Wenn es nur ein Programm des Deutschen Bundestags gibt, warum, bitteschön, sollte ausgerechnet die sogenannte Netzpolitik und das Urheberrecht bedeutsamer sein als das Sozialrecht? Einen sachlichen Grund hierfür kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

MedienMittwoch in Frankfurt: „Zukunftsfähige Arbeitswelten – Diskutiert unter den Bedingungen von Globalisierung, Finanzkrise und Klimawandel“

Er habe gemeinsam mit zwei ehemaligen Kommilitonen eine Firma gegründet, erzählte mir etwas aufdringlich der junge Mann, der gerade den freien Platz neben meinem erobert hatte. Auf Nachfrage: Davor habe er die Deutsche Bank in Marketing-Fragen „beraten“, jetzt verkauften sie Ausschreibungen für Online-Stellenportale an Arbeitgeber. Wie er denn auf die Veranstaltung aufmerksam geworden sei? Er sei „neu in der Stadt“, und „richtige Frankfurter“ hätten ihm geraten, sich hier schnell „zu vernetzen“, deshalb sei er heute abend gekommen. Ob er die Ausstellung schon besucht habe, in deren Begleitprogramm die Veranstaltung stattfinde? – Welche Ausstellung? Nein, er komme heute zum ersten Mal zum MedienMittwoch. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem „Sinn menschlicher Arbeit“, und das war ja genau das, wovon er gerade erzählt hatte. Was ich denn so mache? Ich erzähle ihm von mehr idealistischen Aufgaben, die einen großen Stellenwert für mich haben. Mein Sitznachbar verstummt und rückt bald einen Platz weiter nach links. Das Publikum hat sich brav Namensschildchen geholt, was mir ganz entgangen war. Ich werde meinem Schildchen nicht hinterherrennen – es ist auch entbehrlich gewesen.

Eine etwas fremd anmutende Szene um mich her. Überwiegend Betriebswirte, wie mir scheint, und sie stellen sich auch in der Diskussion ganz stolz genau so vor. Sie möchten etwas „als Betriebswirte“ erfragen oder sie bitten als solche das Panel um Auskunft. Da vorne sitzen auf bequemen Sesseln – man beginnt mit akademischem Viertel – ein „Coach“ („Hast Du Probleme, geh zum Coach!“), ein „Zukunftsforscher“ aus dem Zukunftsinstitut von Matthias Horx, dessen Name mir gerade entfallen ist, ein Wirtschaftsprüfer, der sich auch für die bessere Architektur interessiert, und ein Banker, den man vielleicht besser einen Bankier nennen sollte. Dunkle Anzüge, die Krawatten sind zuhause geblieben, wirkt irgendwie grün, und dann doch wieder nicht. Drei von vieren stellen sich dann ebenfalls als Betriebswirte vor und erklären, ihre Ausbildung präge ihre Sicht der Dinge. Ich schaue zum ersten Mal auf meine Uhr an diesem Abend.

Dann gibt jeder der vier Herren einen Impuls. Wenn man diese kleinen Powerpoint-Shows sieht, bemerkt man, warum Lawrence Lessigs Vorträge so kunstvoll sind. Der Zukunftsforscher bot den bei weitem beschränktesten Ausblick auf die Arbeitswelt, den man sich überhaupt vorstellen könnte. Alles Angenehme und Menschliche hat bei ihm nur den einen Zweck, die Arbeitsproduktivität noch weiter zu erhöhen. Kaffeetrinken nennt er „Socialising“. Und damit ist sein Beitrag an diesem Abend auch schon vollständig beschrieben. Der Wirtschaftsprüfer Peter Wesner beschrieb den weitesten Horizont, indem er als einziger auch die gesellschaftlichen Aspekte von Arbeitslosigkeit und die sozialpolitische Reformdiskussion von Anfang an mit einbezieht, dabei gleichzeitig aber sich dagegen verwahrt, als allzu links abgestempelt zu werden. Wer das täte, täte ihm wahrscheinlich tatsächlich Unrecht, er ist einfach ein aufgeklärter und kluger Kopf. Und der Bankier in der Runde, Norbert Schenzle, hatte gerade eine Genossenschaftsbank gegründet, in der er „konservative Werte modern leben“ möchte. Bei seinem schwäbischen Akzent glaubt man ihm das auch. Er möchte eine solide Bank für den Mittelstand bieten als eine Alternative zu den Casino-Banken, die die Finanzkrise herbeigeführt hatten, „auch wenn manche von Ihnen darüber lächeln mögen“.

Der Abend lebte ganz von den Beiträgen Peter Wesners, der anmerkte, daß eine Gesellschaft die Dauerangst der Arbeitslosigkeit sehr wahrscheinlich nicht aushalten könne und daß es ein großer Fehler sei, Arbeitslose als solche abzustempeln und in die politisch gewollte Armutsfalle namens Hartz IV zu verbannen. Sehr bald fiel denn auch der Begriff des bedingungslosen Grundeinkommens, der sowohl von den anderen Diskutanten als auch vom Publikum erstaunlich offen aufgenommen wurde, niemand wehrte sich merklich dagegen. Wahrscheinlich hat man sich damit abgefunden, daß die Underperformer, „die wir nicht mehr lebenslang einstellen können“, sowieso mit durchzuschleifen sind. Es gebe eine Diskrepanz zwischen der Erkenntnis von Problemen und der Umsetzung von Lösungen. Niemand traue sich hierzulande, kleine Schritte anzugehen, solange nicht abzusehen sei, daß sie sicher zu einem bestimmten Erfolg führen könnten. Am Ende eine Prophezeihung: Nach der Bundestagswahl 2013 werde es krachen. Auf Nachfrage einer Teilnehmerin im Publikum: Es werde sehr wahrscheinlich wieder eine Währungsreform geben mit einer sehr schlimmen Inflation, denn die Schuldtitel und die Geldmenge, die derzeit im Umlauf seien, machten etwa das Dreißigfache von dem aus, was an Werten in der Realwirtschaft vorhanden ist. Deshalb sei diese Folge unausweichlich. Applaus.

Die Wirtschaftsjournalistin, mit der ich mich beim Hinausgehen unterhalte, ist enttäuscht vom Verlauf des Abends und vom Geschwätz der Nieten in Nadelstreifen auf dem Podium. Ich hatte nichts anderes erwartet. Wesner war gut, wir sind uns einig, aber auch für ihn war die Frauenförderung kein Zweck an sich, sondern nur ein Ausdruck von betriebs- und volkswirtschaftlicher Effizienz: Wenn man Frauen nicht einstelle, würde ja etwa die Hälfte dessen, was volkswirtschaftlich für die Schul- und Universitätsbildung ausgegeben werde, verschwendet, das sollte man sich doch noch einmal überlegen.

Applaus.

Die Teilnehmerin, die sich zum Klimawandel äußern sollte, war kurzfristig erkrankt und mußte absagen, deshalb konnte zu diesem Punkt keiner etwas beitragen.

Man lächelt.

Die Aufzeichnungen der Diskussionen des MedienMittochs werden in der eigenen Mediathek gesammelt.

Endzeit VI

Sehr knapp bringt Gaucks politische Positionen übrigens Wikipedia auf den Punkt. Man sieht, der Mann ist von gestern: Pro Sarrazin; zum Sozialstaat fiel ihm folgendes ein: „Wir stellen uns nicht gern die Frage, ob Solidarität und Fürsorglichkeit nicht auch dazu beitragen, uns erschlaffen zu lassen“; gegen Occupy. Ein durch und durch konservatives Profil. Also der richtige Kandidat für CDU/CSU/FDP/SPD und Grüne. Genau so wars gedacht.

Webzwonull revisited VI

Eine Momentaufnahme zu den sozialen Netzwerken: Habe heute abend mein Konto bei Identi.ca gelöscht. Die Gemeinde schwand seit längerem, und die Verfügbarkeit ist leider mangelhaft. Meine Timeline wurde immer lebloser. Das Upgrade auf StatusNet 1.0 war ein Einschnitt für die Gemeinde: XMPP fiel (vorläufig?) weg. Ganz schlechtes Weblayout. Und die Ausfälle nahmen immer mehr zu. Been there, seen that.

Früher waren alle bei Xing, dann bei Facebook, jetzt auf Twitter. Und wenn es so weitergeht, folgt Diaspora auch bald auf dem Weg, den Identi.ca eingeschlagen hat. Viele haben sich dort in den letzten Wochen mal umgeschaut und sind dann wieder gegangen, weil es anderswo so viel bunter ist als hier oder weil es hier (noch) keinen Chat gibt oder warum auch immer.

Genaugenommen ist Twitter das einzige Netzwerk, das immer noch durchläuft. Und Facebook verbleibt für die unkritische Masse, natürlich.

Google+ zeigt sich derzeit uneinheitlich: Manche sind ganz dorthin gewechselt, es gibt aber auch viele bereits wieder verwaiste Accounts, die meistens seit August/September nicht mehr genutzt worden sind.

Vielleicht könnte man auch sagen: Der Umgang mit sozialen Netzwerken ist in gewisser Weise reifer geworden. Man erwartet nicht mehr, alle am selben Ort zu erreichen, und es ist alles sehr viel ruhiger geworden, die hysterische Aufgeregtheit aus der Gründerzeit ist raus. Andererseits präsentiert sich der Netizen 2011/2012 gut bürgerlich und proper – dazu liefert Google+ die porentief reine Verpackung. Am deutlichsten erkennbar bei den Seiten „über mich“: Stolz setzt man sich hier vom Prekariat ab und zeigt, was man so alles erreicht hat, mal mehr, mal weniger locker formuliert.

Aber das ist nur so eine Momentaufnahme, andere mögen es anders sehen.