Suchmaschinen, Wikipedia und Desinformation

[…] Google ist erstens ein Quasi-Monopol, weil die meisten Internet-Nutzer schon gar nicht mehr auf die Idee kommen, nach einer Alternative zu Google zu suchen (es gibt immer noch sehr viele). Zweitens ist Google […] alles andere als „neutral“, sondern es ist eine kommerzielle Suchmaschine, die nicht informieren will, sondern die bestimmte Informationen anbietet, weil sie damit Gewinn erzielen kann, und andere notwendigerweise wegläßt, weil das damit nicht oder jedenfalls nicht so gut ginge. Das nenne ich Desinformation.

Wikipedia ist ein Projekt, in dem vor allem ein harter Kern aus ein paar hundert Usern an einem Textkorpus editiert, der mittlerweile erstaunlich gehaltvoll geworden ist. […] Meine Erfahrung ist, daß meistens Fachfremde über ihre Hobbythemen schreiben, und das ist ganz sicherlich problematisch, und das sollte auch bekannter gemacht werden. […]

Die Web-2.0-Projekte sind entstanden, weil es eine große Unzufriedenheit mit den bisherigen (Offline-)Angeboten gab. Der Brockhaus oder die Britannica sind ja nicht deshalb so wenig erfolgreich gegenüber der Wikipedia, weil die Wikipedia so gut wäre, sondern vielmehr weil die herkömmlichen Lexika so schlecht sind. Das sind Dinos, die kaum noch einer haben will, und sie kommen der schnellen Entwicklung heutzutage auch nicht mehr schnell genug hinterher. Ich meine deshalb nicht, daß der Brockhaus ein Konkurrent der Wikipedia ist. […] Die Wikipedia hat also sicherlich kein Monopol auf „Wissen“, aber sie wird oft, gerade von Suchmaschinen, viel zu hoch bewertet. Oft wird der Wikipedia-Artikel höher gerankt als die Website einer Person oder eine Projekt-Homepage im Software-Bereich, unabhängig von der Qualität der Wikipedia-Seite.

Zuerst veröffentlicht in der Diskussion zu: Andreas Kemper, „Wikipedia als Microsofts Bing an sich“, in der Freitag Community am 5. Juni 2009. Grundlage waren die 22 Thesen des Suma-eV, Für demokratischen Wissenszugang im Internet vom 3. Juni 2009.

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