Larry Sangers „Infobitt“

Der Mitgründer der Wikipedia Larry Sanger hat ein neues Projekt entwickelt. In einem länglichen Blogpost, von dem es auch eine kurze Fassung gibt, erzählt er noch einmal nach, wie er wurde, was er heute ist: Von den ersten Tagen der Wikipedia, über die Encyclopedia of Earth, Citizendium und WatchKnowLearn geht es darin auch um den pädagogischen Ehrgeiz bei der Erziehung seiner Kinder sowie schließlich um sein neuestes Baby: Infobitt.

Sanger beschreibt sich in dem Beitrag als ein von seinen Träumen Getriebener, und ein Projekt, in dem es um Nachrichten geht, sei einer seiner frühesten Träume gewesen, älter als die Wikipedia, aber, wie diese, auf das Crowdsourcing einer sehr großen Zahl von Beitragenden angewiesen.

Nachrichten sammeln, filtern und bewerten, nach ihrer Bedeutung ordnen und auswählen, was wirklich wesentlich ist, ohne Algorithmen, sondern durch Autoren, die „gelobt“ haben, sich dieser Sache zu widmen: Darum geht es auf der neuen Plattform. Um endlich ein helles Licht auf den Long Tail der Nachrichten scheinen zu lassen, von Bürgern geschrieben, von unbezahlten Laien, um das Grundrauschen im Strom der News leiser zu stellen. Das sei Bürger-Journalismus im besten Sinne. Was bei Wikipedia der Artikel ist, dem entspricht auf Infobitt das Bitt.

Zehn Top Stories soll es so jeden Tag geben, der Rest verschwinde in Ablage P, kategorisiert und verschlagwortet, natürlich. In der Beta-Phase seien seit August mit „8–20“ Testern pro Tag schon 119 Bitts pro Woche entstanden. Wer möchte, kann sie als Newsletter abonnieren. Von den Benutzern selbst verwaltet mit automatisierter Vandalenjagd. Längerfristig wahrscheinlich unter CC-by-sa 2.0, das sei noch nicht ganz sicher. Angestrebt werden 100.000 Beitragende. Man kann aber über seinen Account auch einfach nur mitlesen, schreibt Sanger. Ein Projektteilnehmer spricht die Top-Meldungen täglich ein und stellt die Datei auf Soundcloud bereit.

Das Projekt, über das es im Wikimedia-Umfeld erst drei Diskussionen gegeben hat – vor einem Jahr in der Mailingliste Wikien-l sowie kurz auf Sangers Diskussionsseite und aktuell auf Wikipediocracy –, wurde gestern nach zwei Jahren Vorarbeit zur Registrierung durch Benutzer allgemein freigegeben.

Kein Wort über Wikinews, nirgends.

2 Kommentare zu „Larry Sangers „Infobitt““

  1. „Es ist doch erstaunlich, dass jeden Tag genau so viel passiert, wie in eine Zeitung passt.“ (Karl Valentin)

    😉

    1. +1. 😉 Es ist aber noch mehr, glaube ich. Die bloßen Crowdsourcing-Projekte sind ausgereizt. Derzeit entstehen Plattformen, auf denen Crowdsourcing mit etwas anderem kombiniert wird, siehe z.B. auch Sobooks. Man fragt sich, ob das benötigt wird, klar. Aber das sind die Ideen, die jetzt gerade umgesetzt werden.

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