Beiträge zur Wikipedia schreiben

Bei der deutschsprachigen Wikipedia ist es zum Streit um die Löschpraxis in dem Projekt gekommen. Das ist an sich nichts Neues, denn der Textkorpus der Wikipedia befindet sich bekanntlich in einem ständigen Fließgleichgewicht zwischen der Neuschöpfung und der Zerstörung von Inhalten, die Internet-Gemeinde hat aber am Beispiel der Löschung des Artikels zu dem Verein „MOGIS“, der im Rahmen der Kampagne gegen die Internetzensur vor der diesjährigen Bundestagswahl eine wichtige Rolle gespielt hatte, dies alles sozusagen in a nutshell vor Augen geführt bekommen und ist sich mit einem Schlag bewußt geworden, was hier ständig abläuft.

Die Blogosphäre würde sich niemals über ein wirklich ernstes gesellschaftliches Thema so aufregen. Das alles ist scheinheilig.[1] Wenn es um soziale Themen geht, ist es ihnen egal. Aber wehe, es geht um ihre Zensursula in der Wikipedia![2]

Ich sehe das vergleichsweise emotionsarm. Auch einige meiner Artikel, die ich in der Wikipedia geschrieben oder mühevoll überarbeitet hatte, sind schon gelöscht worden. Und „Relevanz“ ist stets relativ.

Im April 2009 war es auf der Wikide-l-Mailingliste zu einer Diskussion um die Einführung der Doppel-Lizenzierung in der deutschsprachigen Wikipedia und um die möglichen Interessengegensätze zwischen Wikimedia Deutschland, den Wikipedia-Autoren und den Nutzern gekommen, die mir nun wieder einfällt, weil ich hier meinen Standpunkt einmal ganz grundsätzlich formuliert hatte.[3][4] Insbesondere wurde diskutiert, ob die Autoren bei Zitaten aus der Wikipedia jeweils namentlich genannt werden sollten.

Die Gründung eines Vereins der Autoren impliziert einen Interessengegensatz zum derzeit bestehenden Verein Wikmedia Deutschland. Es wäre herauszuarbeiten, worin dieser Gegensatz im einzelnen besteht. […]

Mein Standpunkt dazu wäre: Ich trage etwas zur Wikipedia bei und erwarte deshalb, daß als Quelle „Wikipedia“ plus Lizenz genannt wird. Wer sich für die Autoren interessiert oder die Angabe überprüfen möchte, mag online nachlesen. Und die Autoren sind als Gruppe gleichberechtigte Beiträger zur WP, die ja auch jedermann verbessern oder aktualisieren darf. Gerade daran sieht man, daß es keinen Sinn ergibt, als „WP-Autor“ zu firmieren. Wer Wert darauf legt, als Autor/Urheber zitiert zu werden, möge, bitte, als solcher selbst publizieren, bloggen, twittern, podcasten, whatever.

Der WP-Autor ist nicht wirtschaftlich von Wikipedia abhängig oder weisungsgebunden wie ein Arbeitnehmer, er braucht deshalb keine „Gewerkschaft“, die seine Interessen kollektiv gegenüber Wikimedia Deutschland vertritt. Ich kann meine Mitarbeit an der WP jederzeit einstellen, ohne daß das Folgen für mich oder für die WP hätte.

Auch die Vorstellung, die Autorentätigkeit würde bzw. müsse sich professionalisieren, ist m.E. ziemlich neben der Sache liegend. Die WP ist nämlich eine soziale Bewegung, die einen Textkorpus redigiert, erschafft und wieder löscht. Mehr nicht.

Im übrigen vgl. meinen Blog-Beitrag vom 7. Juni 2009.