Wissenschaftliches Publizieren: Ein Drama in fünf Akten

Bei netzpolitik.org erscheint heute der Erfahrungsbericht (via InetBib) eines Informatikers über seine Zusammenarbeit mit dem Springer Verlag. Die Erstellung eines 470-seitigen Tagungsbandes gestaltete sich als ein Drama in fünf Akten, bei dem die Folgen der konsequenten Abwälzung von Korrektorat und Herstellung in Schwellenländer wie Indien dazu führt, daß die gesamte Arbeit letztlich bei den Autoren und den Herausgebern lag. Man habe es dem Buch am Ende nicht angesehen, aber wenn die Herausgeber nicht mit so großem Einsatz eingegriffen hätten, wäre der Verlag aufgrund seiner eigenen Prozesse ganz offensichtlich nicht in der Lage gewesen, die Herstellung in einer ordentlichen Weise zu bewerkstelligen.

Der Autor verortet die Goldene Zeit der Wissenschaftsverlage in den 1980er/1990er Jahren: Bis vor zwei, drei Jahrzehnten haben Verlage noch Themen identifiziert, Autoren gefunden, beraten und betreut. Ihre Reputation haben sie erworben, indem sie die inhaltliche und technische Qualität der Werke sicherstellten. Außerdem sind sie erhebliche finanzielle Risiken eingegangen (und mussten deshalb wählerisch sein), da die Auflagen nicht beliebig klein sein konnten. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, wie kompliziert sich die Zusammenarbeit bei der Veröffentlichung meiner Dissertation gerade in technischer Hinsicht mit dem „Verlag der Wissenschaften“ Peter Lang 2004/2005 gestaltet hatte. Es war einfach nur ärgerlich, und ich würde ganz sicher bei diesem Verlag nie wieder ein Projekt durchführen wollen.

Die Alternative: Open Access und Self-Publishing. Weg von den Verlagen, hin zu den OA-Repositorien und in die freien -Zeitschriften. Die Wissenschaft muß sich selbst organisieren und verwalten. Das macht sie sowieso schon, wie man hier sieht, aber wofür zahlt der Leser im Falle dieses Projekts eigentlich noch 203 Euro? Online zu kaufen, wäre noch teurer – völlig absurd. Nicht einmal das Versprechen, die bibliometrische Erfassung der Beiträge zu unterstützen, ist dem vorstehenden Bericht zufolge von Springer eingehalten worden – und das spielt sowieso nicht in allen Fächern eine wesentliche Rolle. Dann kann man auch wirklich alles selber machen.