E-Book und Book-Book

Der Markt für E-Books schwächelt mittlerweile. Nach dem Boom folgt derzeit die Wende vor dem Abschwung. Vor diesem Hintergrund berichtete das Börsenblatt (via Perlentaucher) über eine Diskussion zwischen Hype und Hoffnung. Der Markt sei, wie man hört, erfolgreich vor allem bei der sogenannten Genre-Literatur, also bei der Massenware (Krimis und dergleichen), sowie im Segment Wissenschaft. Und die Anbieter teilen sich wohl in zwei Lager: Die pragmatischen Verleger, die sich anpassen an das, was gut läuft, und die Visionäre, die sehen, daß das E-Book technisch auf der Stelle tritt und die nach einer neuen Form für die digitale Ware Buch suchen.

Schon lange wird über die längerfristige Entwicklung der E-Books nachgedacht, vor allem auch im Bildungssektor. Das E-Book werde sich vom analogen Buch emanzipieren, las man da schon vor zwei Jahren, es werde mittelfristig Videos und Audios enthalten und crossmediale Formen von Inhalten ermöglichen. Der einzige wirklich neue Schritt war dann zur Buchmesse 2014 die Öffnung von Sobooks, ein E-Book-Shop, der das Buch selbst in ein Webforum hineinpackte. Das war und ist tatsächlich der erste Versuch, ein Buch vom Web her neu zu denken. Aber will man das denn?

E-Books sind auch heute noch digitale Versionen in den Formaten PDF und EPUB, die aus der „Druckvorstufe“ abgeleitet werden. Der ganze Herstellungsprozeß ist also weiterhin auf Print ausgelegt, das PDF ist identisch mit der Druckvorlage, und EPUB wird nur hieraus umgesetzt. Und der Deutsche Bibliotheksverband weist (via Lesewolke und NRW-Blog) darauf hin, daß das E-Book durch die Weigerung vieler Verlage immer noch nicht gleichwertig zum gedruckten Buch in den Ausleihen angekommen sei. Das Dilemma um die Onleihe läßt grüßen.

Technische Weiterentwicklungen sind nicht absehbar. Was auch nicht weiter verwundert, denn Bücher werden geschrieben. Würden sie gefilmt, wären es Filme, würden sie als Audio produziert, wären es Hörspiele, Hörbücher oder Features. Würde man das alles miteinander kombinieren, wäre es – ja, was für ein Produkt wäre das dann? Immer noch ein Buch? Oder ein Kurs mit verschiedenen Elementen? Und welche Verwertungsgesellschaft wäre dann für so einen Hybriden zuständig, die VG Wort oder die GEMA oder die VG Bild-Kunst, jeweils ganz oder anteilig? Und kein Wort zum Umsatzsteuersatz, bitte!

Die early adopters sind mit Lesegeräten und Pads versorgt, der erste Durst ist gestillt, und die Verbraucher warten ab, was als nächstes kommt. Auch sie, pragmatisch. Gerade mal nachgeschaut: In meinen Regalen stehen – nach monatelangem Räumen – immer noch 756 Book-Books bereit. Und heute morgen habe ich wieder Bücher in der UB bestellt, sie sind schon „abholbereit“.

Zum Büchermachen in digitalen Zeiten siehe auch das Radiofeature von Joachim Büthe im Deutschlandfunk, 13. März 2015.